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der Auffahrt vor dem unteren Tor. Das war der einzige Schaden an Gebäuden, den
die Herrschaft durch den Brand erlitten hatte.
14. Größer waren die Verluste der Stadtgemeinde selbst. Es verbrannten ihr:
„Das Rathaus, welches ain fein Gebäwe gewesen, die Metzig, Wachthäuser, die
Thurm vf den Thoren, die Schlagglockh vnn Uhr, die Bronnencästen vnd dergleichen
mehr, welches zum thail, sonderlich das Rathaus, alls das fürnembst, wol
einzustellen zu dem nothwendigen aber sein sie auch hilfsbedürftig, dann sie
werden an gelt oder anderm ainichen Vorrath nit haben."
15. Sehr hilfsbereit hatten sich gleich nach der Brandkatastrophe die benachbarten
Städte und Gemeinden gezeigt. Die Bevölkerung war ohne Lebensmittel,
denn alle Vorräte fielen dem Feuer zum Opfer. Da half man allerorts mit Frucht,
Mehl, Fleisch, Brot, Salz usw. aus und schaffte Vorräte herbei, die in Geld umgerechnet
etwa 343 fl. 13 kr. an Wert hatten und von denen die Leute noch einige
Zeit zehren könnten. Es waren die Spender das Klosteramt Alpirsbach,
Rötenberg und P e t e r z e 11 (alpirsbachisch), die Stadt W o 1 f a c h , Graf
Albrecht von Fürstenberg, die Mühle des Grafen Albrecht
v. F., H a 1 b m e i 1 (fürstenbergisch), Winzeln (rottweilisch), F1 u o r n (Sulzer
Amt), die Heiligenpfleg in Fluorn und die Gemeinde Fluorn
(Sulzer Amt), die Stadt Sulz, Hausach (fürstenbergisch), Waldmössin-
g e n (zimmerisch), die Stadt Horb, die Stadt R o 11 w e i 1, die Stadt Dorn-
Stetten. Das war ein schöner Zug christlicher Nächstenliebe und nachbarlicher
Hilfsbereitschaft, der nicht genug verdankt werden konnte. Er gab den Schiltachern
wieder neuen Mut, sahen sie doch, daß man sie nicht in ihrer Not allein ließ
und sie nicht zu verzagen brauchten. Aber fürderhin müsse die Herrschaft über
den Winter hinweghelfen, und dazu müssen die Verwalter der Kästen in Alpirsbach
und besonders in Rottweil angewiesen werden, in regelmäßigen Abständen
auf Anforderung die unentbehrlichen Nahrungsmittel nach Schiltach zu verabfolgen
. Die Verrechnung müsse alsdann mit der Brandsteuer erfolgen.
16. Das Vieh konnte bei dem Brand gerettet werden. Es galt nun diesen Bestand
der Bürgerschaft zu erhalten, und dazu mußten die Bauern der nächsten
Umgebung dieses in ihre Stallungen einstellen und über den Winter mit durchfüttern
, was auch in allen Fällen gerne geschah. Besonders im Lehengericht, mit
dessen Bewohnern ja viele verwandtschaftliche Bande der Bürgerschaft in Schiltach
sich knüpften, wurde das meiste Großvieh untergebracht.
17. Eine allgemeine Brandversicherung gab es damals noch nicht. Bei Eintritt
solcher Katastrophen war man auf die Mithilfe der ganzen Bevölkerung des
Fürstentumes angewiesen. Diese erfolgte über die Ausschreibung einer allgemeinen
Brandsteuer, „darinnen die Leuth zu Christenlicher mitleidenlicher Contribution
wol vnd usfuerlich erinnert" wurden. Als Anno 1581 Sulz a. N. abbrannte, erbrachte
diese Bandsteuer die schöne Summe von 10 718 fl. 21 kr. Dazu kamen
4200 Stamm Holz und Hunderte von Scheffeln Getreide.
Ein Unglück kommt aber selten allein. Kaum war der erste Schrecken über die
Vernichtung der Stadt Schiltach überwunden, da kam eine neue schlimme Kunde.
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