http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0036
Inzwischen war auch von Wolfach die Feuerwehr herbeigeeilt. Sie
übernahm die Lösch- und Rettungsarbeiten am unteren Tor außerhalb des Marktplatzes
. Ihr war viel zu verdanken. So gelang ihr die Rettung des allerdings schwer
beschädigten Zollhauses, das bereits Feuer gefangen hatte. Das danebenstehende
Haus des Flößers JohannGeorgTrautwein wurde in aller Eile
geräumt und alsdann abgerissen. Dadurch konnte ein Übergreifen des Brandes auf
die Spitalgasse verhindert werden.
Das Feuer fraß sich nun auf der Nordseite des Marktplatzes von Haus zu Haus.
Der Schuhmacher GeorgJakobArnold und der Siebmacher Joh. Jakob
D i e t e r 1 e verloren ihre gemeinsame Behausung neben dem unteren Tor, ebenso
die beiden Bäcker Mattheus Arnold und Wilhelm W o 1 b e r sowie der
Schreiner JohannesChristophKohler, welche sich zu Dritt in ein Haus
teilten. Der Schmied Christian Schweicker und der Bäcker Abraham
Schweicker sahen ihr gemeinsames Haus in Schutt und Asche sinken. In diesem
Haus (jetzt Buchdruckerei Gessner) war eine Schmiede, in welcher aber schon lange
nicht mehr gearbeitet wurde. Der Schmied Chr. Schweicker hatte seine Werkstätte
im Nachbarhaus (jetzt Blumenhaus Götz), das er mit dem Schneider Christian
Schweicker hälftig besaß und ebenfalls verlor. Der Tuchmacher Friedrich
K i r g u s und der Bäcker Johannes Bick hatten ebenfalls ein Haus gemeinschaftlich
, es lag neben dem Haus des verstorbenen Flößers Mathäus Arnold,
dessen Witwe Katharina auch alles verlor. Auch das danebenliegende Haus des
jungen Schmiedmeisters MattheusB ü h 1er (jetzt Haus Engelmann) wurde ein
Raub der Flammen. Gleichzeitig brannten die Häuser des Schuhmachers Johann
Jakob Irion und des Strumpfwebers Isaak-Arnold ab. Beide standen
außerhalb der Ringmauer unter deren Nordseite an der Kinzig.
Erst gegen vier Uhr nachmittags war man Herr über die Feuersbrunst geworden
und hatte sie so weit eingedämmt, daß ein weiteres Umsichgreifen verhindert werden
konnte. Welch schrecklicher Anblick bot sich den Bewohnern der Stadt! Die
Häuser, welche den unteren Teil des Marktplatzes umsäumten, waren nur noch
rauchende Trümmerhaufen. Nach dem großen Stadtbrand von 1590 hatte man sie
gebaut, stattlich und geräumig hatte man damals geplant. Nun waren diese Bauten
gerade 200 Jahre alt geworden und fielen wieder demselben Element zum Opfer,
dem sie ihre Entstehung verdankten.
Aber nicht nur die 13 Häuser waren völlig vernichtet worden, sondern noch
10 weitere hatten durch das Feuer und die Löscharbeiten großen Schaden erlitten.
Verhältnismäßig günstig kam das Haus des Engelwirts ChristianGottlieb
B a u m a n n (heutige Apotheke) davon. Man schätzte den Schaden auf nur 1U» des
Versicherungswertes von 1860 fl., also auf 103 fl. 20 kr. Dagegen war das Brauhaus
des SonnenwirtsSeegerzu 9/io ruiniert, bei 400 fl. Wert also 360 fl. Schaden.
Ganz schlecht sah das Haus des Kronenwirts Christian Röck aus. Es wird
darüber berichtet: „Dieses Haus ist fast ganz ruiniert, da das abgebrannte Schmied
Bühlersche Haus ganz hart an dieses angebaut gewesen und just der Wind die
Flammen dahin getrieben hat, so mußten sonderheitlich alle möglichen Hülfs- und
Löschungsmittel angewandt werden, inmaßen wann dieses Röcksche Haus nicht
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