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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 70
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Rindenschwender erhielt die Erlaubnis; noch im gleichen Jahr wurde mit dem
Bau begonnen. Franz Anton Dürr war ein viel zu erfahrener Mann und ohne
Zweifel ein hervorragender Kenner aller technischen und betriebsmäßigen Fragen
in der Glasfabrikation, als daß er nicht erkannt hätte, wie sehr das neue, zudem
verkehrstechnisch weitaus günstiger gelegene Werk Rindenschwenders eine Konkurrenz
für Herrenwies werden müsse. Ja, man muß annehmen, daß die beiden
Männer eine Freundschaft, mindestens eine nähere Bekanntschaft verband — mit
einiger Phantasie könnte man sogar vermuten, daß Rindenschwenders Gründung
in Gaggenau nicht ohne den Rat des erfahrenen Dürr geplant wurde. Denn die
beiden waren seit einiger Zeit verschwägert. Rindenschwenders ältester Sohn, der
1751 geborene Georg Ulrich Rindenschwender, hatte des Franz Anton Dürr Enkelin
Maria Franziska Dürr geheiratet. Sie war eine Tochter des Anton Franz Dürr.

Dieser Sohn hatte ebenfalls auf der Herrenwieser Hütte beim Vater mitgearbeitet
; näheres ist nicht bekannt. Aber es wird wohl so gewesen sein, denn er wird
einmal in den Akten als „praefectus vitriariae" erwähnt, als Aufseher oder Leiter
der Glashütte. Wir wissen ferner, daß er am 9. November 1756 in Rotenfels eine
Anna Maria Azoni — ein Rastatter Name — geheiratet hat. Gestorben ist er lange
vor dem Vater, am 25. Mai 1767 in Herrenwies: auch dies ist ein Hinweis auf seine
Tätigkeit in der Glashütte. In Rotenfels fand auch die Hochzeit der zweiten Ehe
des Vaters Franz Anton Dürr statt, als er am 7. Februar 1769 dort die Rotenfel-
serin Anna Maria Schroff heiratete.

Man darf wohl annehmen, daß Dürr, vielleicht sogar unter dem Einfluß seiner
Frau, zumal nachdem sie ihm, dem immerhin schon 72jährigen, am 4. Juli 1771 in
Herrenwies einen Sohn, den Franz Anton Ludwig Dürr, geschenkt hatte, sich
allmählich von den Geschäften löste und seine Betriebsamkeit einschränkte. Auch
die dauernden Streitigkeiten mit seinem Schwiegersohn Schwarz, die sogar zu einem
Prozeß und zum Ausscheiden des Schwarz aus der bisherigen gemeinsamen Glashüttenarbeit
führten, mögen mitgespielt haben. Auf jeden Fall verkaufte Franz
Anton Dürr in jenem Jahr 1771 seinen Anteil an Herrenwies an den Glasmacher
Matthäus Gauß als Unterbeständer: „dessen Tätigkeit scheint aber in der Hauptsache
darin bestanden zu haben, daß er auf der Herrenwies sein Geld verlor".
Eine weitere Veränderung bestand darin, daß im Jahre 1775 an die Stelle des
bisherigen Mitbeständers Joseph Müller ein Anton Mayer trat. Schließlich kam es
zu einem langwierigen Prozeß, der über das Ende des Pachtvertrags (1778) hinaus
und sogar über den Tod Dürrs hinaus andauerte und „damit endigte, daß die Erben
an die Glasmeister Sigwarth und Mayer etwa tausend Gulden hinauszahlen mußten,
aber die beiden Familien hatten während des Prozesses Hab und Gut verloren".
(Vgl. Baier a. a. O.)

Noch zwölf Jahre waren Franz Anton Dürr in seiner zweiten Ehe beschieden:
wir haben gehört, was alles sich zwischen 1769 und 1781 begab, bis am 19. Januar
dieses Jahres das interessante Leben des einstigen Rastatter Hofglasers und Ankerwirts
endete, der es bis zum Markgräflichen Kommerzienrat und Kammerrat gebracht
hat und einer der reichsten Männer der Markgrafschaft geworden war. Dürr
hatte sich schon bald nach seiner Heirat von Herrenwies getrennt und war nach

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