http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0137
heute noch schön nebeneinander zwischen Zunsweier und Diersburg liegen und eine
anschauliche Vorstellung von dem Aussehen solch kleiner Kurien geben 59).
Von den alten Dinghöfen des Klosters Gengenbach im Gebiet der späteren Land-
vogtei Ortenau wurden 1297 immerhin vier zu Freihöfen befördert: Offenburg,
Kinzigdorf, Weierbach und Zunsweier 60). Unter Ludwig dem Bayern kamen 1331
noch zwei andere dazu: Elgersweier und Bohlsbach61). Der Hof in Bohlsbach war
zugleich der nördlichste Freihof der Gengenbacher Klosterherrschaft und blieb es
bis 1803. Er war an 2 Meier verpachtet, anfangs auf 9 Jahre, gegen 20 Viertel
Korn und 6 Viertel Weizen; später wurde er Erblehen 82).
Wir fanden also, daß in diesem Bezirk die klösterlichen Niederherrschaften zwar
noch einigermaßen einen guten Zusammenhang bildeten, daß sie aber doch nicht
mehr diese geschlossene Einheit wie im Talgebiet der Kinzig darstellten, sondern
schon von fremden Grundherrschaften durchsetzt waren.
Die Landeshoheit über den in diesem Kapitel besprochenen Klosterbesitz gehörte
dem Reich und wurde ausgeübt durch die Reichslandvogtei Ortenau mit dem Sitz
auf Schloß Ortenberg.
7. Kapitel: Der Streubesitz in der nördlichen Ortenau
Gab es auch nördlich vom Freihof Bohlsbach noch grundherrlichen Klosterbesitz
? Jawohl, jedoch nicht überall mehr in unmittelbarem Zusammenhang mit der
Hauptmasse der Klosterherrschaft.
Die älteste Kurie dieses Bereiches war in Linx an der alten Straße von Kehl nach
Rheinbischofsheim. Sie bestand schon 1139 und wurde 1287 ausdrücklich wieder
vermerkt. In Linx bestand die Klosterherrschaft aus Erbegütern und dem Dinghofbereich
, der später wie üblich zuerst in zwei Bestandslehen auf Zeit aufgegliedert
wurde, woraus sich schließlich feste Erblehen entwickelten *). Die Landeshoheit
erwarben dort die Grafen von Hanau-Lichtenberg.
Noch wesentlich weiter nördlich wachte als letzter einsamer Vorposten über die
klösterlichen Rechte die Kurie in Unzhurst, westlich von Ottersweier. Sie umfaßte
den heutigen Gemarkungsteil Oberwasser. Unzhurst wurde weder 1139 noch 1287
unter den Kurien aufgezählt, ja nicht einmal unter den sonstigen Besitzungen. Die
Rodung fand hier also später statt. Über die ersten Jahrhunderte dieser Kurie sind
keinerlei urkundliche Nachrichten auf uns gekommen. Erst von 1728 an liegen sie
in ziemlicher Anzahl vor2). 1729 wurde eine grundbuchliche Renovation dieses
Klosterhofes vorgenommen. Er war in drei Lehen gegliedert, von denen 1802 zwei
M>) Ebenda; B 2792; Staedele 1955, 82.
»0) U. König Adolfs vom 3. September 1297, GK Select KK Nr. 122.
«) L II 1331, 39.
«2) UU. vom II. November 1595, 1. September 1617, 26. Mai 1728, GK 30/15 Bohlsbach; Staedele 1955, 83.
>) UU. vom 22. März 1600 und später, GK 30/114 Linx; GK Staatserw. Gb Stift, 1802 fasc. 3; Staedele
1955, 83.
*) UU. vom 16. Oktober 1728 bis 10. Januar 1765, GK 30/170 Unzhurst; Staedele 1955, 85.
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