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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 159
(PDF, 77 MB)
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sein, die Burgherren. Hatten sie doch alles, was ein Ritterherz begehrte: das feste
Haus hoch oben auf dem Berg, die weiten Wälder rings in der Runde, Waffen,
Pferde, Hunde, Dienstleute. An etwas aber war wohl ständig Mangel auf der Burg,
an Geld. Die Zeiten, in denen aus den Silbergruben in der Nähe der blitzende
Reichtum floß, waren vorüber, der Zoll auf dem Sehimberg war von mäßigem
Ertrag, die Lehensbauem und Hofmeier waren in ihren Leistungen auf den Zehnten
, d. h. vorwiegend auf Naturalabgaben, festgelegt, die Steuergroschen und Rug-
gelder fielen kaum ins Gewicht. Woher sollte also das Geld kommen, das flüssige
Geld, das einen in seinen Unternehmungen beweglich und unabhängig machte?
Man mußte rechnen, droben auf Geroldseck, haushalten, knausern sogar, wenn
man nicht in finanzielle Abhängigkeit und Verschuldung kommen wollte. Barvermögen
, das sich im Verlauf ruhiger Jahre hätte ansammeln können, war kaum
vorhanden; das Schicksal hatte dem Haus Geroldseck in der unmittelbaren Vergangenheit
bekanntlich schwere Schläge versetzt. Geld aber brauchte vor allem
der jeweilige Burgherr, um die Hände frei zu haben, wenn es galt, die andern
Familienmitglieder und die nahe Verwandtschaft mit ihren Ansprüchen abzufinden
. Besonders mit den weiblichen Verwandten hatte man seine liebe Not. Sie
mußten standesgemäß versorgt werden, sei es, daß man sie in einem adeligen Stift
unterbrachte, sei es, daß sich ein Gemahl fand, ein Mann aus gleichgestellten Kreisen
, der eins der Jüngferlein heimführte, womit zugleich eine hübsche Anzahl Gulden
aus dem Haus zog. Das galt in unserm Fall für die drei Töchter des Onkels,
Apollonia, Anna Margarethe und Elisabeth mit Namen, die jetzt in das Alter
kamen, wo es solche Fragen zu entscheiden galt. Waren diese versorgt, dann konnte
sich Quirin Gangolf des eigenen Besitzes erfreuen, denn nach Lage der Dinge würde
ihm später die ganze Herrschaft ohne Einrede eines anderen zufallen. So etwa
stellte sich für Quirin Gangolf die Lebensaussicht dar, als er zu den Jahren kam,
wo man für solche Angelegenheiten Verständnis hat.

Es sollte aber etwas Unvorhergesehenes eintreten. Um die Osterzeit des Jahres
1545 erwartete man auf der Burg ein besonderes Ereignis, die Geburt eines weiteren
Kindes. Und siehe da, das Neugeborene war ein Knabe, ein Spätling sozusagen
, an den kein Mensch mehr gedacht hatte. Walther VI. war nach 15jähriger
Ehe ein Sohn geboren worden. Quirin Gangolf wird die Nachricht mit zwiespältigen
Gefühlen aufgenommen haben. Es war aus mit dem Gedanken, einmal der
alleinige Erbe der Herrschaft zu sein. Der kleine Schreier in der Wiege — er trug
nach seinem Vater den Namen Walther, und man zählt ihn als den siebten dieses
Namens — würde später einmal seinen Teil am Erbe fordern und dies mit dem
gleichen Recht wie er, Quirin, selbst. Und wieder stand die Gefahr der Zersplitterung
des Besitzes vor der Tür. In allen Rechtsgeschäften mußte in Zukunft der
kleine Walther mitberücksichtigt werden.

Es stellten sich in diesen Jahren noch andere Fragen auf Geroldseck. Da war
das große Thema der Reformation, das die Gemüter erregte und die Geister zur
Entscheidung drängte. Quirins Vater Gangolf II. stand, wie bereits ausgeführt,
den religiösen Problemen wahrscheinlich ziemlich gleichgültig gegenüber. Sein
Bruder Walther, Quirins Onkel, war allem Anschein nach ein nüchterner,

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