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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 246
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Waldbenennung „Im kleinen widech" dürfte sich an „Wied", „Witt" (d. h. Holz,
Wald) anlehnen, während „In dem rot rise genannt das mörterveld" eine „gerodete
Holzrutsche im Mörderfeld" versteckt ist. Diese seltsame und unheimlich klingende
Bezeichnung „Mörderfeld" indessen hat entweder wirklich Beziehung zu einem
daselbst vor Zeiten vorgefallenen Mordverbrechen, oder aber wir haben es mit
einem alten Römerweg zu tun, dessen Pflaster („Mörter" oder „Mörtel") die Ursache
für den uns heute schier unbegreiflichen Namen abgegeben hat. Mancher alte,
gruselige „Mörderweg" in den badischen Landen dürfte sich auch sonst auf diese
Weise als eine harmlose Römerstraße entpuppen.

Damit wären wir beim „Herren-" oder „Heerweg" angelangt, der 1368 und
1466 mehrfach urkundlich erscheint. So stoßen wir z. B. in einem Gengenbacher
Güterbuch aus lezterem Jahr einigemal auf den „Herweg im Furtfeld und im
Wyderfeld" („Wider" = Mühlenwehr). Unter der Benennung „Hör-" oder
„Herrenweg" sind längst eingegangene Straßen römischer Herkunft zu verstehen,
wie eine solche beispielsweise über Mietersheim, Kippenheim und Altdorf nach
Ettenheim zog. Eine andere führte in grauer Vorzeit über Burgheim, Heiligenzell,
Oberweier, Oberschopfheim, Diersburg gegen Gengenbach hin, wo sich bekanntlich
eine römische Niederlassung befand. Eine dritte Römerstraße in der Ichenheimer
Gegend lief über die Gemarkung Dinglingen, Hugsweier, Allmannsweier, Meißenheim
und Ichenheim auf die große Römerstadt Argentorate (Straßburg) zu. Sämtliche
drei Straßen gingen von Lahr aus und endeten jenseits des Rheins in Straßburg,
das schon unter der Regierung des Kaisers Augustus als städtische Ansiedlung Argentorate
oder Argentoratum entstanden und Garnison der achten Legion gewesen ist.
Allerdings liegt auch die Berechtigung nahe, beim Ichenheimer „Herweg" an einen
von den geistlichen Herren Gengenbachs oder Schutterns angelegten Weg zu denken.
Nach Lage der Dinge jedoch glauben wir unbedingt, uns der ersten Auffassung anschließen
zu müssen.

Andere Flurbezeichnungen hängen wieder mit dem Namen der Angrenzer zusammen
. Hierher gehören die Äcker „Neben den Böcken von Straßburg", „Nebent
der Engelhartin von Staufenberg und den Herren von Dorolzheim" (Dorolzheim —
Dorlisheim im Elsaß), sodann die sogenannten „Stammlermatten", die als Besitzer
einen Mann namens Stammler erkennen lassen, „Bi der Pfefferstude", ein Grundstück
, welches offenbar einen gewissen Pfeffer zum Eigentümer hatte, usw. Auch
„Bernhard Böckelins anewender", d. h. der „Anwander des Bernhard Böcklin", ist
hierher zu rechnen. Unter einem „Anwander" verstand man im Mittelalter einen
Ackerstreifen, der auf das Nachbargrundstück stößt, öde bleibt, nach dem Ackern
umgegraben wird und in der Regel als Radwende für das Pflugrad dient. Als Vergleich
mögen der 1234 im fränkischen Stammgebiet urkundlich bezeugte „anewen-
dere" und „Hofmeyers anwander", dem wir 1372 in einem deutsch-schweizerischen
Grundbuch begegnen, angezogen werden. Unsere obige Gewannbezeichnung ist mithin
also gleichbedeutend mit „Beim Radwendackerstreifen des Bernhard Böcklin".

Eine weitere Feldörtlichkeit heißt „Vor dem Breitenloche". Zur Deutung dieses
Namens muß man wissen, daß in der Schuttergegend die Rinnsale überschwemmen-

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