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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
41. Heft.1961
Seite: 305
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1961/0307
an der Murg zu einer von Mauern und Gräben umgebenen, von stattlichen Toren
und wuchtigen Fortifikationen, unterirdischen Kasematten und Kasernenanlagen
erfüllten Stadt. Aus der lichten Welt musischer Gestaltungskräfte ward Rastatt
nunmehr zu einer Geist und Tradition lähmenden Soldatenunterkunft geworden.

Die Weltgeschichte schreitet weiter voran. Das Jahr 1871 brachte die Bildung
des Deutschen Reiches mit der Kaiserproklamation zu Versailles. Das Elsaß, Vorland
Frankreichs, wurde deutsch. Die Festung Rastatt hatte ihren Sinn verloren,
wurde überflüssig. Also riß man die Mauern ein, füllte die Gräben, schleifte man
die Fortifikationen. Und nun wollte es scheinen, als ob der krönende Abschluß der
Dreieinheit der Garnisonstadt Rastatt zu einem Weiteraufbau verhelfen wolle.
Doch es brachen die Weltkriege über das Land hinweg, und wieder verscheuchten
düstere Wolken jene Kräfte, die Rastatt zu einem Flecken des friedlichen Aufbaues
werden lassen sollten.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg, nach 1945 wurde mit allem Vergangenem
gebrochen, neue gestaltgewordene Ideen riefen zu einem Wiederaufbau dieser in
Trümmern und Ruinen liegenden Stadt und wandelten die ehemalige „Fürst-
Residentz" zu einer weltweiten Industriestadt.

Zwischen diesen Wandlungen aber steht jeweils der Mensch, jener des Mittelalters
, der aus den Brandkatastrophen stets neues Leben aus Ruinen wachsen ließ,
jener der fürstlichen Herrlichkeit, der im nimmermüden Einsatz sich der aufgekommenen
absolutistischen Herrscherdominanz beugte, und auch jener, der durch
all die lichtlosen und tristen Jahre einer im Aufblühen erstickten Markgrafenstadt
unermüdlich weiter an dem Gestalten und Werden seiner Heimat tätig war. Daß
dazu aber auch die Menschen und Mächte aus den Zeiten der Garnison und Festungszeit
zu zählen sind, jene strammen Generale und Oberste ebenso wie die einfachen
Soldaten österreichischer, preußischer und badischer Regimenter, das beweist die
Niederschrift einer heimatkundlichen Arbeit, die dieser Tage in ihrer zweiten Auflage
erschienen ist.

Aus der Feder des Lokalhistorikers Albert Neininger, Rastatt, trat in neuer
Bearbeitung ein schmuckes Bändchen an das Licht der Öffentlichkeit unter dem
allesumfassenden Titel: Rastatt als Residenz, Garnison und Festung (Rastatt,
Selbstverlag des Verfassers, 6,50 DM, zu beziehen durch die Rastatter Buchhandlungen
).

Auf allen Seiten zeigt diese erweiterte Stadtgeschichte so viel Liebe zur Heimat,
so viel geistiges Aufgeschlossensein für die inneren Bewegungskräfte weltgeschichtlicher
Ereignisse, daß dem heimaterforschenden Gestalter und Sachwalter Rastatter
Geschichte gerne bescheinigt werden kann, daß er mit Liebe zur Sache eine Lücke
in der Heimatliteratur an Murg und Rhein sinnvoll zu schließen wußte. Es ist
keine Heimatgeschichte in sich und an sich allein, es ist die Biographie einer Stadt,
eingespannt in das Kräftefeld großer weltpolitischer Ereignisse, in denen Rastatt
als Residenz des markgräflich baden-badischen Hauses, als Festung des Deutschen
Bundes und nachmalig als Garnison Rastatter Regimenter eine bedeutungsvolle
Rolle gespielt hatte. Ein interessantes Zeitgemälde bewegter Epochen tut sich uns
auf, illustriert von vielen aufschlußreichen Bildern, wenn man mit Interesse den

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