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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: VIII
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schaft, in ehrenamtlichen Stellungen, die ihre Anerkennung in seiner Wahl
zum Mitglied des Gemeinderats und Stadtrats fand, bis auch er sich 1933
zurückziehen mußte und ihm jede Tätigkeit der Fürsorge und sogar der
Gebrauch seiner federgewandten Hand untersagt wurde.

Schwere Jahre folgten, zu denen nicht zuletzt das Los des Schanzers und
Kriegsgefangenen in Frankreich hinzukam, bis Müller endlich im Jahre
1946 in die Heimat nach Zell-Weierbach und in seinen Beruf zurückkehren
konnte. Nun redigierte er das „Volk" (in Freiburg) in der Offenburger
Ausgabe und noch Jahre später nach dem Ubergang dieser Zeitung in die
A. Z. in Karlsruhe. Den gereiften und durch die wechselvollen Schicksale
erfahrenen Mann erwarteten nach 1945 vielfache Verpflichtungen, bei denen
er seine beratende, oft auch warnende Stimme erheben konnte und die
Gewißheit hatte, nicht ungehört gesprochen zu haben. Dem Gemeinderat
zu Zell-Weierbach gehörte er von 1946—1961 an. Hier war er auch zum
Bürgermeister-Stellvertreter berufen worden. Als Kreisrat im Kreistag des
Kreises Offenburg konnte er durch sieben Jahre hindurch hochgeachtet
Gutes wirken. Als Schöffe saß er verantwortlich zu Gericht. Seine Hingabe
an jedes Amt, seine unbedingte Lauterkeit, seine Güte und Hilfsbereitschaft
werden gerühmt von allen, die mit ihm zusammen gearbeitet haben.

Es konnte nicht ausbleiben, daß der Mann der Feder, der Lukas Müller
eben doch geworden war, gerade seiner Heimatgemeinde ein Erinnerungswerk
zu schaffen sich entschloß: ein „Heimatbuch", wie er es bescheiden
nannte. Schon vor seiner Zeit gab es chronikartige Darstellungen aus den
Akten der Dorfgemeinde, aus den Beständen des Karlsruher Landesarchivs
zusammengetragen oder auch unmittelbar aus den Erzählungen der Dorfbewohner
geschöpft, die in den Offenburger Tageszeitungen niedergelegt
wurden und unter denen die Veröffentlichungen des Pfarrers Ludwig Heizmann
im Kirchspiel Weingarten zu nennen sind. Das „Ortsbuch" aber
war als Lukas Müllers eigenste und bleibende Leistung gedacht. Fast bis
in die Frühgeschichte der Ortenau und des mittelbadischen Landes griff er
zurück, zu stark lückenhaften und ungesicherten Uberlieferungen und zu
den wenigen erhaltenen Bodendenkmälern, und er mühte sich ab mit den
spärlichen Nachrichten aus früher geschichtlich beglaubigter Zeit. Erst mit
den letzten Jahrhunderten konnten seine Darlegungen dank der besseren
Quellenlage gesicherter werden, am besten sichtbar für die Zeit des 19. und
20. Jahrhunderts, in der er selber Mitlebender und Mithandelnder war.
Anschaulich sind die Einzelskizzen des Dorflebens, der Lebensgewohnheiten,
der Geselligkeit, der Feste und Feiern, aber auch der Arbeiten im Feld, in
den Reben oder im Wald; endlich der Arbeitsverhältnisse jener in der
Stadt, in den „Fabriken", an Post und Eisenbahn schaffenden Männer und
Frauen; ergebnisreich wurden die statistischen Ausarbeitungen. Von bleibendem
Wert sind Müllers Erkenntnisse über die Siedlungsformen und die
alte Dorfanlage, über die ältesten Familiennamen und über Eigenprägungen

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