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perg testamentarisch den Kirchensatz zu Windschläg wieder dem Kloster Gengen-
bach12). „Als Collator der Pfarrei Windschläg" verpachtete 1595 der Abt die
Wittumsgüter (= Dotationsgüter) der dortigen Pfarrei an 2 Pächter auf 10 Jahre,
und 1598 trat ein neuer Pächter in den Vertrag ein. Das sind die letzten bekannten
Nachweise über die Gengenbacher Rechte an der Pfarrkirche Windschläg 13).
Innerhalb einzelner gengenbachischer Pfarreien erbaute das Kloster auch gern
Kapellen, die meist der außerordentlichen Seelsorge dienten, vereinzelt jedoch auch
der ordentlichen in Teilgebieten weitläufiger Pfarreien. 1287 besaß Gengenbach die
Kapelle zum hl. Nikolaus mit dem Spital innerhalb des Klosterbezirkes in Gengenbach
für die Krankenseelsorge, die Kapelle zum hl. Jakobus auf dem Kastelberg
(Wallfahrt) 14), die Kapelle zum hl. Michael im Haigerach zur Unterstützung der
ordentlichen Seelsorge jener Bergwerkssiedlung. Diese alle lagen im Bereich der
weit ausgedehnten Pfarrei Gengenbach. Dazu war damals noch eine Kapelle gekommen
in der Curie von Oberschopfheim 15).
In Reichenbach bei Gengenbach bestand schon zuvor eine Kapelle zum hl. Petrus.
Sie wurde 1333 neu dotiert und zum Seelsorgsdienst für Reichenbach und Ohlsbach,
wo auch keine eigene Kirche war, bestimmt. Zum Unterhalt dieser Kapelle und des
Seelsorgers, der aus dem Kloster genommen werden sollte, trugen durch Zuweisung
von Grundstücken bzw. von deren Erträgnissen bei: das Kloster, Friedrich von
Geudertheim, Domherr von St. Thomas in Straßburg, Jakob zu der Helle aus
Straßburg sowie die Gemeinden Reichenbach und Ohlsbach 1B). Auch hier fällt die
unterstützende Verbindung von Straßburg mit Gengenbach auf. Erst 1881 wurde
Ohlsbach aus dem weiten Pfarreiverband ausgegliedert und selbständige Pfarrei.
Der 79. Abt, Jakobus von Bern, aus Gengenbacher Ministerialengeschlecht,
„gründete die Kapelle der hl. Jungfrau Maria, die schon damals wundertätig war,
in Harmersbach", volkstümlich „zur Ketten" genannt. Abt Jakobus regierte von
1475 bis 1493 17). In dieser Zeit wurde die Kapelle errichtet. Sie liegt auf
Gemarkung Unterharmersbach unmittelbar neben der Grenze der Stadt Zell a. H.,
gehörte jedoch zur Pfarrei Zell. Über die Bedeutung der Wallfahrt, die sich
hier gebildet hatte, belehrt uns der Bericht des Freiherrn von Roggenbach,
markgräflich-badischen Landvogts in Mahlberg. Er hatte 1802 den Auftrag,
für die künftige Regierung wichtige Nachrichten über dieses Gebiet zu sammeln.
Es war ein vertraulicher Bericht, den er einschickte. Uber Zell berichtete er:
„Hier ist der Boden schon undankbarer und der Feldbau mühsamer als bei
den vorhergehenden Städten und deren Gebiet; auch sind hier keine vermöglichen
Leute, sondern die meisten haben ihre Nahrung durch die nahe gelegene,
berühmte Wallfahrt Maria zur Ketten, auf die in jeder Hinsicht, und um sie
immer in Flor zu erhalten, alles mögliche verwendet wird. Die hiesige Stadt, die
12) Kop 625 fol. 173.
13) Salb. fol. 13 f.; U. vom 28. Febr. 1595, 5. Sept. 1598, GK 30/172 Windschläg; vor 1575, Schwabenbücher
V, 147, 157 f., StaLu.
14) Ausfuhrliche Geschichte s. H 229, 299—335, 603 und auf besonderen Blättern nach 688.
15) N 1287, 7, 8. Sie stand auf dem Platz des heutigen Friedhofs am Kappelweg, s. Ortenau 1949, S. 130.
16) U. vom 8. Aug. 1333, GK 30/161 Reichenbach.
17) Monumenta, 164; H 229, 567 ff.; H 532 fol. 29 a —34 a.
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