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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
42. Jahresband.1962
Seite: 180
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Griesheim und Willstätt) in Steckecht . . ., oben am verhauenen Wald, darnach zwischen
der Appenweyrer allmende und mitten durch den Himelsweg ... auf Urloffen". Als der
Stier nach Diersheim kam, sei er in den Rhein geschwommen und dann „haben die glocken
zu Kork sich selbst geläutet" (S. 4). Er hat sich dann auf dem Hof zu Kork unter der
Eiche „sein Herz abgestossen" und wurde „an ein geweyhte statt begraben" (S. 4). So war
durch eine unvernünftige Kreatur der Streit beigelegt und die Anteilseigner des Korker
Waldes festgestellt, was man als Gottesurteil betrachtete. Der Wald aber, der soviel
Hader verursachte, heißt heute noch „Hädry-Wald" und gehört der Windschläger Gemeinde
. Was dann noch folgt, ist eine lange Reihe von Vorschriften und Strafbestimmungen
über die Nutzung des Waldes. Erwähnt sei noch, daß (S. 15) jährlich von den 5 Genossen
„auf Windschleg in die Kirche für die Waldnutzung drey Schilling Pfenig" zu zahlen sind.

3. Endlich wäre zu erwähnen eine jetzt im Städtischen Archiv zu Offenburg
aufbewahrte Urkunde vom 6. April 1656, worin Erzherzog Ferdinand, der
Regent Vorderösterreichs, dem kaiserlichen Feldhauptmann und Obersten Carl
von Neveu „in ansehung seiner bey merfeltig Ime aufgetragenen wichtigen Gescherten
zu deren gnädigsten Contento und belibiger Satisfaction volzogener Verrichtung
das Dorf Wintschleg aigenthumblich" überließ. Diese Schenkung geschah
für seine treu geleisteten Dienste. Bereits 1650 war er zum Landvogt der Ortenau
mit Sitz auf Schloß Ortenberg ernannt worden. Als Grundherr von Windschläg
hatte er auch das Patronatsrecht, d. h. er durfte Vorschläge für die Besetzung der
Pfarrei einreichen. Ferner war damit verbunden die niedere Gerichtsbarkeit und
das Recht auf Zinsen und die „hienergülten", d. i. von jedem Untertanen ein
Huhn an Fastnacht, nach der Ernte und im Herbst. Die Heimat der Freiherren von
Neveu ist in der französischen Provinz Anjou an der Loire zu suchen. Der genannte
Ahne der deutschen Linie, der im Dreißigjährigen Krieg zunächst gegen das Haus
Habsburg gekämpft hatte, trat nach dem Tode Gustav Adolfs von Schweden
(1632) zum Kaiser über. Dafür wurden seine in Frankreich gelegenen Besitzungen
enteignet. Bei der Belagerung von Breisach, Freiburg und Überlingen erwarb er
sich große Verdienste. 1661 kaufte er die „in der Fröhnd" erbaute Mühle „zum
Weiler bei Ebersweyer", 1662 das heutige Haus Hauptstraße Nr. 64 in Offenburg,
welches nach Beendigung des Landvogtamtes das Stammhaus der Freiherren von
Neveu blieb.

Ein Ururenkel, Franz Xaver von Neveu, wurde 1777 Stadtpfarrer in Offenburg
Und 1794 Fürstbischof von Basel. Da er wegen der Kriege sein Amt nicht antreten
konnte, wirkte er bis zu seinem Tode im Jahre 1828 als Vater der Armen
in Offenburg. Sein Grabmal im Josefschörle der HI. Kreuzkirche zu Offenburg
trägt die Inschrift:

„Hier ist das Denkmal des verehrungswürdigen und erhabenen Fürstbischofs von
Basel, Franz Xaver Freiherr von Neveu.

Seine Gebeine ruhen in der Gruft vor dem Hl. Kreuzaltar. Zu Großem berufen,
den Unbilden der Zeit wohl gewachsen, ein treuer Streiter der Kirche und stets ein
rühriger Verwalter seines heiligen Amtes.

Trauern soll die Nachwelt. Denn er war standhaft bei Mißgeschick, weise im
Glück, Vater der Armut, ein Sohn der Frömmigkeit, Ruhm der Tugend, Fels der
Religion.

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