http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0196
meinde zum Danke, ja sogar seinen fürstlichen Landesherrn. Die Wilddieberei
hatte in Auggen überhand genommen, beeinflußt durch die über den Rhein herübergekommenen
Freiheitsideen. Gefaßte und verurteilte Jagdfrevler sollten nach
Lörrach ins Gefängnis abgeführt werden. Französische Aufwiegler benützten diese
Gelegenheit zum Aufhetzen der Gemeinde gegen den Fürsten, den Markgrafen
Karl Friedrich von Baden, der sich zu dieser Zeit in Badenweiler aufhielt. Am Vorabend
des Tages, wo die Jagdfrevler nach dem Gefängnis gebracht werden sollten,
versammelten sich die Unzufriedenen von Auggen in und vor dem Rathause, in
der Absicht, hernach bewaffnet nach Badenweiler zu ziehen, wo sie mit dem Markgrafen
„reden" wollten. Als man im Pfarrhause von dieser Sache Wind bekam,
erbot sich der Vikar Fecht, anstelle des alten Dekans Sievert vor diese Aufrührer
hinzutreten, um sie zur Ruhe und Besonnenheit zu ermahnen. Doch hier kam er
zunächst sehr übel an, denn als ihn die tobenden Bauern erblickten, schrien sie ihm
entgegen: „Der erste, der abratet, wird zusammengeschossen." Unerschrocken trat
er aber vor sie hin und erwiderte: „Ich bin der erste, schießt mich zusammen!"
Festen Schrittes trat er mit seiner wuchtigen Gestalt unter die Aufrührer und hielt
ihnen das Verbrecherische ihres Vorhabens und die üblen Folgen ihres Tuns
vor Augen. Sein mutiges Auftreten und seine mahnenden Worte verfehlten ihre
Wirkung nicht, und damit hielt er sie von dem Marsche nach Badenweiler ab, versprach
ihnen aber, umgehend vor den Fürsten hinzutreten, um ihm ihre Beschwerden
vorzutragen und den Fürsten über ihre Lage aufzuklären.
Von dem drohenden nächtlichen Uberfall der aufrührerischen Auggener Bauern
war der Fürst durch seinen Schaffner in Auggen bereits unterrichtet worden, und in
Erwartung des Kommenden begaben sich Fürst und Hofstaat des Abends nicht zur
Ruhe. Schon nach Mitternacht erschienen Vikar Fecht sowie der Schaffner von
Auggen vor dem Fürsten, um ihm das Auggener Geschehnis zu berichten, ihn aber
auch gleichzeitig um Gnade für die verführten Bauern anzuflehen.
Ob dieser Tat wußten sowohl der Fürst als auch die Auggener Fecht Dank und
Anerkennung. Bei einem späteren Besuch Karl Friedrichs in Auggen ließ dieser den
Vikar vor sich kommen und belobte ihn vor seinem gesamten Hofstaate für sein
unerschrockenes und braves Verhalten, und auch die Auggener bewahrten ihn in
treuem Gedenken dafür, daß er sie vor einem großen Unglück bewahrte. Als Anerkennung
für seine Mannhaftigkeit ließ ihm Karl Friedrich durch den Staatsrat
Brauer eine der besten Pfarreien anbieten, allein Fecht lehnte jede Bevorzugung
vor seinen Amtsbrüdern ab.
Pfarrer inGraben (1 799 — 1 808)
1798 bewarb sich Fecht um die ausgeschriebene Pfarrei in Graben, die ihm dann
auch zuerkannt wurde. Hier verehelichte er sich am 27. März 1799 mit der
Wilhelmine Caroline Deimling, Tochter des verstorbenen Landeskommissärs in
Müllheim Jakob Deimling und seiner Ehefrau Carolina, geb. Herbster. Seiner
Wirksamkeit in Graben rühmt man nach, daß er durch sein Vorbild und sein
184
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0196