http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1962/0237
2. Bosenstein
Die Bosenstein sind seit der Mitte des 13. Jahrhunderts nachzuweisen. Ihr
ursprünglicher Name Tutenstein wird um 1300 zugunsten des Namens Bosenstein
abgelegt; für eine gewisse Zeit noch überschneiden sich beide Namen, d. h. einzelne
Angehörige nennen sich sowohl Bosenstein als auch Tutenstein. Eine am Ende des
14. Jahrhunderts auftretende Familie Tutenstein ist mit der hier behandelten Familie
nicht verwandt10).
Urkundenmaterial ist reichlich vorhanden. Eine Rekonstruktion des ehemaligen
Besitzstandes muß trotzdem bruchstückhaft bleiben, da keine größeren Zusammenstellungen
überliefert sind. Aus den vorhandenen Angaben jedoch kann geschlossen
werden, daß der Besitz ziemlich weit gestreut war.
Die Bosenstein hatten schon früh mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen
und waren bereits in den letzten Jahren des 13. Jahrhunderts zum Verkauf eines
Teiles ihrer Güter und Einkünfte gezwungen. Nach einigen Jahrzehnten der Beruhigung
sehen sie sich um 1340 zu weiteren Besitzveräußerungen veranlaßt. Am
Ende des 14. Jahrhunderts muß die Verschuldung schließlich ins Unermeßliche gewachsen
sein. 1405 zwingt die Not zum Verkauf der Burg zu einem Spottpreis, der
nur verständlich wird durch den damit verbundenen Erlaß der Schulden gegen
die Käufer. Zieht man zum Vergleich den Erlös von 900 fl. beim Weiterverkauf
einer Hälfte der Burg im Jahre 1426 heran, so beläuft sich die Höhe der
Schulden (bei Berücksichtigung des Erlöses von 300 fl. im Jahre 1405 für die
Gesamtburg) auf etwa 1 5 00fl. u).
1285 müssen zwei Höfe für 6 Mark Silber an Kloster Allerheiligen verkauft werden12);
1291 wird ein weiterer Hof für 7 lb. dn. an das gleiche Kloster abgetreten13); 1295 fallen
Güter und Gülten für 37 lb. Heller an Kloster Frauenalb14); 1299 kauft Kloster Allerheiligen
abermals zwei Höfe für 15 lb. dn.15) und schließlich 1307 noch einen Hof für
3 lb. dn.16).
1339 wird an Allerheiligen für 12 lb. dn. eine größere Gült übertragen17); 1342 kaufen
die Kalwe von Schauenburg eine umfangreiche Gült18) und 1344 der Ritter Johann Jung
von Straßburg eine Korngült für 31 Mark Silber, die die Bosenstein bisher zusammen mit
den Windeck innehatten19).
1405 fällt Burg Bosenstein für 300 fl. an die Brüder Ludwig und Schweighardt von
Sickingen und Siegfried Pfau von Rüppurr20).
Zwei weitere Abgänge sind in der Mitte des 14. Jahrhunderts durch Stiftungen zu verzeichnen
: 1366 fällt ein Hof an Kloster Frauenalb21) und 1373, im Anschluß an Streitigkeiten
, eine Gült an Kloster Allerheiligen22).
Die Bosenstein sind am Ende des 14. Jahrhunderts in bischöflich-straßburgischen
und württembergischen Diensten zu finden. 1393 ist Hans von Bosenstein als
bischöflich-straßburgischer Landvogt in der Ortenau 23) und 1399 in württembergischem
Kriegsdienst24) nachzuweisen.
Nach dem Verlassen ihrer Burg übersiedelten sie nach Freiburg im Breisgau und
„bekleideten hin und wieder ein städtisches Amt" 25). Heiratsverbindungen sind
nicht festzustellen. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts erscheinen die Bosenstein nur
noch als Edelknechte.
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