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Bei dem jetzt untersuchten Familienzweig setzt der gleiche Entwicklungsverlauf
mit einem zeitlichen Abstand von zwei Generationen ein. Auf der einen Seite läßt
sich erkennen, wie der auf Burckhard (2) zurückgehende Ast bis ins 15. Jahrhundert
hinein seinen Besitz wahren und erweitern kann und wie erst dann wirtschaftliche
Schwierigkeiten einsetzen; auf der anderen Seite, bei dem auf Reinbold (6) zurückgehenden
Ast, macht sich die wirtschaftliche Notlage schon vor 1350 bemerkbar.
Eine Kette von Erweiterungen des Besitzes, die auch durch einige Verkäufe nicht
unterbrochen werden kann, läßt sich in dem Burckhardschen Ast von 1350 an verfolgen
, bis dann mit dem Tod des Reinhard zugleich auch die „Glanzzeit" der
Windeck erlischt 327). Auf seinem Sohn Burckhard (5) lastet bereits der Makel eines
Betruges.
1315 erhält Burckhard (2) als Ersatz für einen Schaden von Lichtenberg 100 Mark
Silber, die er 1321 in Lehengütern angelegt hat328); 1316 ist er Mitverkäufer eines Zehnten
für 10 lb. dn.
1336 erhält Conrad (3) die Ebersteinischen Lehen des Erkinger von Windeck übertragen329
); 1349 kann er Leibeigene von den Rödern erwerben; 1357 allerdings muß er
die Dörfer Söllingen und Hügelsheim sowie Burg Stollhofen dem Markgrafen verkaufen.
Reinhard ist 13 7 0 330) an der Entführung des Straßburger Domdechanten Ochsenstein
beteiligt und kann ein Lösegeld in Höhe von 4000 fl. einstreichen; kurz danach schon
muß er sich von dem Ochsenstein für 2500 fl. selbst wieder freikaufen.
Die Vernichtung der Burg durch eine Feuersbrunst in den siebziger Jahren läßt die Vermögensverhältnisse
unberührt; Reinhard kann die Burg besser denn je zuvor wieder aufbauen331
). Für Verdienste um die Kirche werden ihm 1392 vom Papst 2000 fl. angewiesen;
1403 wird ihm das Recht, einen Wochenmarkt in Bühl einzurichten, vom König übertragen
. Gegen Ende des Jahrhunderts erhält er die Klostervogtei über Schwarzach als
Geroldseckisches Lehen.
Burckhard (5) steht im Schatten des Vaters. 1331 wird ihm vorgeworfen, in betrügerischer
Absicht von Reinbold Kolb von Staufenberg 600 fl. erschwindelt zu haben,
ohne je darüber eine Urkunde auszustellen, und ohne nach Reinbolds plötzlichem Tod die
Summe zurückzuzahlen. Auch die Witwe des Reinbold hat er dazu überreden können,
dem Markgrafen, der das Erbe des Reinbold übernommen hat, die Forderung zu verschweigen
332).
Der riesige Besitz wird 1432, nach dem Tode Burckhards (5), des letzten männlichen
Nachkommen, für 10 000 fl. verkauft 333). Das Zustandekommen des enormen
Vermögens ist unzweifelhaft durch Reinhard, die kraftvollste und herausragendste
Persönlichkeit der Windeck, bewirkt worden.
Wie ärmlich nehmen sich daneben die wirtschaftlichen Verhältnisse der nächsten
Verwandten aus:
1318 muß Reinbold (6) wegen drückender Schulden seinen Anteil an der Vogtei des
Klosters Schwarzach verkaufen334) und ist schon 1320 zu weiteren Verkäufen gezwungen.
Sein Sohn Reinbold (7) verkauft 1344 zusammen mit den Bosenstein eine Gült für
31 Mark Silber; zusammen mit seinem Bruder muß er 1347, gegen Streichung seiner
Verbindlichkeiten an den Markgrafen, dem Markgrafen Öffnung in Burg Windeck einräumen
; durch die Not ist es ihm unmöglich, seiner Tochter mehr als 12 lb. dn.
mit in die Ehe zu geben335); 1362, bei der Verteilung der Hinterlassenschaft, erkennt
Reinbold (9) die Schulden des Vaters an und übernimmt sie336); die Witwe von Reinbold
(7), Mene von Schnellingen, muß 1371 dem Grafen von Württemberg Güter, Gülten und
Rechte, die aus ihrer Mitgift stammen, für 100 fl. verkaufen; 1372 verkauft sie dem Peter
von Windeck einen Hof für 101 lb. dn. 337).
17 Die Ortenau
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