http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0061
schrieben), später neben Wohnungen die Städtische Volksbücherei (ebenfalls noch
angeschrieben) und nach dem letzten Krieg ein amtliches Flüchtlingsheim, heute
Mietwohnungen und die Unterkunft des Roten Kreuzes.
Im „Endingen'schen Stammhof" spiegelt sich also die Geschichte einiger Jahrhunderte
: Zunächst Adelssitz, dann Wohnungen für den Hofstaat des Kardinals,
im 19. Jahrhundert Wohnung des Amtsrichters, im 20. Jahrhundert Schülerheim
und dann neben anderem Städtische Volksbücherei, nach dem letzten Krieg Flüchtlingsheim
, dann wieder Wohnungen und Unterkunft des Roten Kreuzes. Also eine
sehr wechselvolle Verwendung!
VI. Im Stammhof findet man auf dem Sturz der Eingangstüre zur Wendeltreppe
ins obere Stockwerk ein schönes, aus Stein gehauenes Wappen der Herren
von Endingen und der Truchsesse von Rheinfelden, das F. X. Kraus (Kunstdenkmäler
, Bd. IV) als eine Arbeit des 16. Jahrhunderts anspricht. Ein Bild der Türe
mit dem Wappen befindet sich in den „Miniaturen aus Ettenheim" (Verlag Stückle,
Ettenheim, 1949) hinter Seite 48. Wie kommt nun das Wappen der Truchsesse von
Rheinfelden in diesen Bau? Die Truchsesse von Rheinfelden waren Ministerialen
der Grafen von Rheinfelden. Oben ist Wolf Rudolf von
E n d i n g e n erwähnt, der 1610 in Ettenheim wohnhaft war und 1618 verstarb.
Dieser war mit Anna Maria, Tochter des Jakob Truchseß von
Rheinfelden, verehelicht. Daher das Doppelwappen. Da Wolf Rudolf 1618
verstarb, darf angenommen werden, daß die Verehelichung noch im 16. Jahrhundert
stattfand und das Wappen möglicherweise zur Hochzeit geschaffen wurde.
Damit würde die Ansicht von Kraus übereinstimmen, der die Entstehung des
Wappens ins 16. Jahrhundert verlegt.
VII. Die Baugeschichte des jetzigen „Stammhofs" bedarf noch der Klärung.
Da Ettenheim am 5. September 1637 (am 25. August alten Stils) von Bernhard
von Weimar völlig niedergebrannt wurde, ist anzunehmen, daß auch der Stammhof
zugrunde ging. Seine Erhaltung ist nirgends überliefert. Möglicherweise blieben
Teile des Erdgeschosses mit dem Wappen und der Wendeltreppe erhalten. Der
Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg lag schließlich auch im Interesse
der Nachfolger der Herren von Endingen, der Herren von Gail, von Reich usw.,
die immer rege Beziehungen zu Ettenheim unterhielten. 1791, als der Bau an den
Kardinal überging, stand er wohl so, wie er sich heute darbietet. Man darf annehmen
, daß er, wie die meisten anderen Gebäude in Ettenheim, dem 17. Jahrhundert
seine Entstehung verdankt und sich so in das Barockbild des Städtchens
eingliedert.
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