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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 79
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der Amtmann sei nicht zuhause, und waren im übrigen froh, als man sie wieder
laufen ließ.

Die Lahrer zogen jetzt wieder nach der Säge. Dort — es klingt wie ein Witz —
trank man den ganzen Wein weg, zahlte aber bei des Müllers Schwiegermutter,
kehrte dann den Maien um, so daß der Stiel zum Fenster hinausschaute zum
Zeichen, daß es jetzt aus sei mit dem Weinausschenken. Dann wurde die Frau mit
den Kindern auf einen Wagen geladen, und der Zug ging nach Lahr zurück unter
Zurücklassung einer Wache, die die Mühle besetzt hielt.

Damit hatte man den Geroldseckern gründlich die Faust gezeigt. Was aber aus
der Mühle weiter werden sollte, wußte niemand zu sagen. Mathis Ihle, der bisherige
Beständer, saß ja in Lahr im Gefängnis und kam nicht mehr als Sägmüller
in Frage. Man mußte sich also nach einem anderen umschauen. Es fand sich
schließlich in Lahr der alte Hans Dietrich Stephan bereit, auf die Säge zu gehen,
aber der Mann starb, bevor er seinen gefährlichen Posten antreten konnte. Jetzt
besaß der Geroldsecker Amtmann die Kühnheit, den Emersbacher Georg Dold auf
die Mühle zu setzen. Diesen aber vertrieben die Lahrer und beorderten vorübergehend
den Mahlknecht des verstorbenen Müllers dorthin. Diesem wieder stellten
die Geroldsecker nach, so daß er sich nach kurzer Zeit davonmachte. Man glaubte
in Lahr dann endlich eine Lösung gefunden zu haben, als sich der Bürger Christian
Baumhardt bereit erklärte, auf die Mühle zu gehen, nachdem Landschreiber
J. G. Rauch ihn vorgeschlagen hatte. Der Mann war schlecht beraten, als er den
Posten annahm. Es dauerte nicht lange, da überfielen die Geroldsecker die Mühle,
trieben den Baumhardt unter Stößen und Schlägen durch Kuhbach und Reichenbach
und setzten ihn dann bei Wasser und Brot auf Geroldseck fest, bis er sich
dazu bequemte, Urfehde zu schwören, d. h. auf den Betrieb der Mühle zu verzichten
. Über diesem Hin und Her war auch das Jahr 1672 nahezu vorübergegangen
.

Zum Jahresschluß aber sollte das Drama noch um einen weiteren Akt bereichert
werden. Eingedenk ihrer Pflicht zur Instandhaltung von Weg und Steg hatten die
Lahrer das Steinbrückle in der Nähe der Sägmühle gut und fachmännisch repariert.
Es war aber dem Geroldsecker Amtmann berichtet worden, die Lahrer hätten auf
den dabei verwendeten Eisenklammern ihr Stadtwappen eingeschlagen. Damit war
das Steinbrückle ein Politikum geworden, denn es stand, von Geroldseck aus
gesehen, diesseits des Frevelsteins, beanspruchte also mit seinen Wappenzeichen
widerrechtlich hier Lahrische Gebietshoheit, und eben darum ging ja im Grunde
der ganze Streit. Und schon stand beim Geroldsecker Oberamt eines fest: die neuen
Aufbauten müssen verschwinden, sie müssen kurz und klein geschlagen werden.
Wie das am besten durchzuführen sei, damit war das Oberamt in den letzten
Tagen dieses Jahres vollauf beschäftigt, und wie es durchgeführt wurde, darüber
hat der Notar Johann Carl Rieneck aus Offenburg, der als junger Mensch von
Amts wegen bei dem Ereignis zugegen war, später aus der Erinnerung einen Bericht
zu Protokoll gegeben. So können wir ihm, Rieneck, hier das Wort erteilen, und
wir erfahren folgendes: „Am neuen Jahrestag in aller Frühe vor Tag haben alle
Jäger und Wildschützen samt einer Anzahl bewehrter Bürger sich in dem Dorf

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