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So wurden einmal u. a. Holzhauer aus Nordrach, die unweit der Schwaibacher
Eck im Monat Mai in einem Eichbosch Rinden schälten, von dem Geist auf dem
Heimwege nach Nordrach bei einbrechender Dunkelheit irregeführt. Anstatt im
Nordrachtal endete der Heimweg beim Schwaibacher Schulhaus. Sie waren natürlich
sprachlos, als sie bemerkten, wo sie waren. Sie glaubten, daß sie den falschen
Weg eingeschlagen hätten und marschierten deshalb abermals zu der etwa
1 i4 Stunden entfernten Schwaibacher Eck hoch, um nun endlich nach Hause zu
kommen. Von dort begannen sie wiederum den Abstieg ins Nordrachtal; aber
wiederum landeten sie beim Schwaibacher Schulhaus. Nun wurde es ihnen doch
unheimlich zumute. Um nicht noch einmal irregeführt zu werden, beschlossen
sie über Schönberg — Biberach — Zell — Neuhausen den Heimweg nach Nordrach
anzutreten, wo sie dann am andern Morgen gegen vier Uhr ankamen und von
den besorgten Angehörigen ängstlich erwartet wurden.
Einer der beteiligten Holzhauer, der heute noch lebt, hat diese Begebenheit
dem Schreiber dieser Zeilen selbst erzählt.
Sage vom Geist auf der Maileseck im Nordrachtal
Wenn man vom Bahnhof Biberach aus zum Höhenrücken zwischen dem
Nordrach- und Kinzigtal hochsteigt und über den sogenannten „Wenkweg" bis
zur Pfaffenbacher Eck weiterwandert, begegnet man auf dem ganzen Höhenzug
zum Teil noch gut erhaltenen Schanzen, die um 1700 zur Abwehr der Feinde
angelegt wurden. Zur Erstellung dieser Befestigungsanlagen wurden die männlichen
Bewohner der umliegenden Täler und Ortschaften zwangsverpflichtet.
Hierbei gab es zwischen dem aufsichtführenden Militär und den schanzenden
Bauern oft schwere Auseinandersetzungen. Die Nordradier Bauern wurden zur
Erstellung der Schanzen zwischen dem Dantersbach und dem Hochkopf herangezogen
. In diesem Befestigungsabschnitt kam es ebenfalls zu Auflehnungen gegen
das Militär, weil von den armen, ausgemergelten Bauern zuviel Arbeit verlangt
wurde. Bei einer dieser Streitigkeiten soll ein Bauer von dem aufsichtführenden
Korporal mit einem Spaten erschlagen worden sein. Auch der Korporal wurde
darauf von den erbitterten Bauern umgebracht.
Zur Strafe soll nun die Seele des erschlagenen Korporals in dieser Gegend als
Gespenst umgehen. In früheren Zeiten sah man um die Mitternachtsstunde oft
Lichter, die sich vom Hochkopf herunter nach der Maileseck und von dieser
wieder zum Hochkopf und der Schwaibacher Eck zu bewegten.
Sage vom Schäflein beim Bechtenbach
Im hinteren Nordrachtal steht auf der linken Talseite, am Ausgang des
Wippersbach, die Rautschsäge. Diese hat ihren Namen von der hier nach Osten
ansteigenden „Rautsch". Dieses Sägewerk, in dem früher auch Getreide gemahlen
wurde, hat der Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob in der Erzählung „Der
Vogt von Mühlstein" erwähnt. In dieser Mühle, die damals zu dem darüber
stehenden stattlichen Rautschhof gehörte, war Hans Ohler, der Geliebte der
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