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des verstorbenen Abtes nun doch auszuführen. Man legte Kobaltwerke an. Die
blauen Oxyde, die man aus dem Kobalt gewann, verwendete man zur Blaufärbung
des Glases, das dadurch sehr begehrt wurde, wodurch der Absatz wieder
stark anstieg. Eine Granatschleiferei wurde auch eingerichtet. Man versuchte es
auch mit Fayence und Halbporzellan, was ebenfalls trefflich gelang. Nach
diesem glücklichen Beginnen kehrte bald wieder Wohlstand und Zufriedenheit in
Nordrach-Fabrik ein. Nach Aufhebung des Klosters Gengenbach wurde die
Glasbläserei in eine Bürstenfabrik umgewandelt. Ende des vorigen Jahrhunderts
wurden die Gebäude nach entsprechendem Umbau und Einbau neuer Einrichtungen
von Lungenfacharzt Dr. Walter in ein Sanatorium für Lungenkranke umgewandelt
. Nach dem ersten Weltkrieg hat die Landesversicherungsanstalt Baden
in Karlsruhe das Sanatorium übernommen und weiter ausgebaut.
Auch im Renchtal ist der Moospfaff bekannt. Dort sagt man von ihm, daß
er einst ein Mönch in Allerheiligen gewesen wäre, der bei einem Versehgang einmal
in dunkler Nacht das Allerheiligste verloren habe und zur Strafe dafür
verurteilt sei, dieses nach seinem Tode immer noch im Walde zu suchen.
Die Sage von der Heidenkirche
Zwischen dem Rautsch- und Täschenkopf im Nordrachtal liegt etwa 350 Meter
östlich der Gemarkungsgrenze, auf dem Gebiet der Gemeinde Oberharmersbach,
die sogenannte „Heidenkirche". Mächtige Sandsteinblöcke sind inmitten dichten
Tannenwaldes hoch aufgetürmt und bieten einen Anblick, der, mit der Ruhe der
Abgeschiedenheit dieser Stätte gepaart, an eine Kirche erinnert. An diesem entlegenen
Ort sollen die heidnischen Vorfahren der Bewohner des Nordrach- und
Harmersbachtales den Göttern ihre Opfer dargebracht haben. Während der Herrschaft
Karls des Großen (768—814) drangen auch in diese abgelegenen Wälder
des Schwarzwaldes irische Mönche vor und verbreiteten den christlichen Glauben.
Bald sank die heidnische Kultstätte in die Stille des Waldes zurück und wurde von
den Waldbauern der Gegend mit Sagen und Märchen umwoben. An langen
Winterabenden erzählt die Ahn noch heute den begierig lauschenden Enkelkindern
von den letzten Wodanspriestern, die ihre Kultgegenstände aus Gold und Silber
in einer Höhle unter den mächtigen Sandsteinfelsen versteckten und vergruben.
Mit Gruseln vernehmen die Kinder von dem großen schwarzen Hund, der jeden
zerreißt, der es wagen sollte, sich den Schätzen zu nahen, um sie zu rauben.
Der Wanderer, der von Nordrach-Dorf aus über den Schanzbach, untere und
obere Flacken an der Täschenkopfhütte vorbei in etwa zweieinhalb Stunden zur
Heidenkirche hinaufsteigt, fühlt sich irgendwie von der geheimnisumwitterten
Stimmung dieser Stätte eingefangen und meint im Rauschen der Tannenkronen
Erzählungen aus ferner Zeit zu vernehmen.
Sage vom vergrabenen Schatz am Stollenberg
Vom Stollenberg geht die Sage, daß in früheren Kriegszeiten dort ein größerer
Goldschatz vergraben wurde. Dieser soll dereinst dadurch wieder entdeckt werden,
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