http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0141
Gesamtansicht vom Mühlstein „Wirtschaft zum Vogt auf Mühlstein", 1775 von Anton Muscr entworfen und
erbaut; links die Haldeneck, rechts Zufahrt von der Talstraße in Schottenhöfen, darüber die 1903 von Josef
Erdrich erbaute Kapelle mit Gedenktafel. Erinnerung an Hansjakobs Erzählung „Der Vogt auf Mühlstein".
gebadet erreicht hatte, hörten die sonderbaren Geräusche, das Donnern und
Krachen und das wilde Heulen des Windes schlagartig auf.
Der Geist auf dem Mühlstein
Auch der Mühlstein, der ebenfalls durch Heinrich Hansjakob weithin bekannt
wurde, hat seine Geistergeschichten. Es leben noch heute alte Leute, die es selbst
miterlebt haben wollen, und die einem auf Wunsch gerne erzählen, wie im
vorigen Jahrhundert auf dem Mühlstein oben ein Geist umging, der sein Unwesen
erst einstellte, als zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts dort oben
eine Kapelle errichtet wurde. Dem Schreiber hat ein Mann, der erst vor wenigen
Jahren gestorben ist und der in seiner Jugend auf dem Mühlstein als Jungknecht
eingestellt war, oft von den gespenstischen Ereignissen jener Zeit erzählt.
Mit leisem Gruseln lauschte ich ihm, wenn er uns Kindern berichtete, wie sich in
den Ställen des Mühlsteinhofes stets um die Mitternachtsstunde bei den Tieren im
Stalle eine starke Unruhe bemerkbar machte. Die Pferde schlugen aus, und Kälber
und Kühe brüllten ängstlich. Trat ein Knecht, der, von dem Brüllen und Poltern
aufgeweckt, dessen Ursache nachgehen wollte, in den Stall ein, so sah er von
der Kruppe eines Pferdes ein katzenähnliches Tier davonhuschen. Hatte er die
Tiere glücklich wieder beruhigt und kehrte in seine Kammer zurück, so setzte der
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