http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0172
pfennige, kurz Dicke, im Wert von sechs Batzen, daher Sechsbätzner genannt, mit
dem Brustbild Graf Johann Reinhards im Gehalt von 5 Lot fein geschlagen. Die
Ausstückelung, das heißt die Anzahl Kopfstücke, welche aus der legierten Mark
geprägt werden sollten, war auf 55 festgelegt Aber auch diese Zahl wurde bei
weitem nicht eingehalten und das Land mit minderwertigen „Dicken" überschwemmt
. Dabei treffen wir die merkwürdige Einrichtung, daß der Überschuß,
welcher sich bei der Zählung der gemünzten Summe gegenüber der vorgeschriebenen
Ausstückelung ergab, auf Rechnung der Herrschaft unter der Bezeichnung „Vorstand
" gutgeschrieben wurde.
Der Ertrag des Geschäftes war derart, daß er selbst hochgestellte Erwartungen
befriedigen mußte. In den angeführten 21 Wochen wurden 23 663 legierte Mark
zu 5 Lot fein — etwa 110 Zentner Metall12) — vermünzt, und in derselben Zeit
sind daraus der Rentkammer in Buchsweiler 71 261 fl. zugeführt worden. Auch der
den Unternehmern verbleibende Gewinn dürfte nicht geringer gewesen sein. Die
Berechnung entnehmen wir einer Aufzeichnung des Straßburger Wardeins (Guar-
dein = Münzwächter) Brackenhoffer, welcher sie bei Probierung der Willstätter
Sechsbätzner gemacht hat. Bei dem Abdrucke der Münze steht die Notiz: „Diese
Hanauische Dicke, im September 1622 zu Willstätt gemünzt, halten 5 Loth, auch
befunden 5 Loth 3 Grän, gehen 56 Stück auf die Mark; gült die Mark fein 48 fl.
jetziger Zeit; wird also die Mark ausgemünzt zu 67 fl. 2 ß. Profit 19 fl." Nach
dieser Berechnung Brackenhoffers war der Gewinn der Münzunternehmer folgender:
Für 7400 Mark fein, welche in der angegebenen Zeit von 21 Wochen vermünzt
wurden, entfiel auf die Herrschaft als Schlagsatz die Summe von 57 000 fl.; das
übrige bildete den Betrag des sogenannten „Vorstandes". Nehmen wir statt der
von Brackenhoffer berechneten 19 fl. als Gewinn auf die Mark nur 18 an, so verblieben
dem Münzmeister Thoma und seinen Gesellschaftern noch mehr als 76 000 fl.,
wovon allerdings die Unkosten des Werkes zu bestreiten waren; aber es war immer
noch ein Profit, welcher die Verworfenheit des damaligen Münzwesens schlimm
genug beleuchtet.
Die Zeit, in welcher Thoma die Willstätter Münze in Betrieb setzte, läßt sich
annähernd feststellen. Wie schon erwähnt, ist nur eine Rechnung von ihm
erhalten; diese umfaßt 5 Monate und wird als fünfte bezeichnet. Nimmt man an,
daß der Zeitraum von 5 Monaten der durchschnittliche für die Rechnungsablegung
gewesen ist, so wird die erste derselben die Zeit von November 1620 bis April 1621
umfaßt haben. Ebenso verhält es sich mit der Einstellung der Tätigkeit Martin
Thomas. Es wird in einem Schreiben der Buchsweiler Regierung eine Rechnung des
Münzmeisters als die zehnte und letzte erwähnt. Bei Annahme der oben bezeich-
11) Eine Mark ist das alte Münzgewicht, welches bei der Fcinheitsbestimmung des Silbers in 16 Lot zu
je 18 Grän = 234 g eingeteilt war. Die Legierung für diese Willstätter Kopfstücke oder Dickpfennige
enthielt demnach neben 5 Teilen Feinsilber 11 Teile Kupfer.
In normaler Zeit (1609) gingen nur 26 Stück auf die Mark, die an feinem Silber 12 Lot 3 Grän hielt.
Damals galt ein Hanauer Kopfstück einen guten Vierteltaler Straßburger Währung (ein Taler = 180 Pfennig,
1 Batzen ="* 8 Pfennig).
12) An der Versorgung der Münze mit Feinsilber beteiligten sich auch die Willstätter Juden; 1632 waren
es deren drei: Abraham, Isaak, Jakob!
160
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0172