http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0176
Zur Erhaltung der Grafschaft Hanau-Lichtenberg erreichte Philipp Wolf bei
Kaiser Ferdinand II. das beneficium inventarii. Darnach haftete der Graf von
Hanau gegenüber den Gläubigern nur nach dem Vermögensstand der Erbschaft.
Erzherzog Leopold, ehemals Bischof zu Straßburg und nun Statthalter in Innsbruck
, ward im Frühjahr 1628 als kaiserlicher Kommissar bestellt und beauftragt,
die hanauischen Gläubiger zur Anmeldung ihrer Schuldforderungen vorzuladen
und zu befriedigen. So konnte die Sequestration (Zwangsverwaltung) des Landes,
um die sich das katholische Lothringen zum Leidwesen der Hanauer und der Stadt
Straßburg bemühen sollte, verhütet werden. Doch die schweren Kriegsdrangsale
ließen die Schuldenbereinigung nicht zu; von einer Zinszahlung war nicht die
Rede, und für die durch die Kriegsverderbnis entwerteten Pfänder mußten die
Erben der Gläubiger nach Jahrzehnten sich mit geringen Ablösungen begnügen.
Die Taxissche Posthalterei Lichtenau
Von Ludwig Lauppe
Zur Beförderung von Privatbriefen nach Frankfurt unterhielt die Stadt Straß-
burg schon im 16. Jahrhundert einen regelmäßigen Botendienst nach Rhein-
hausen (Landkreis Bruchsal), gegenüber Speyer gelegen, dem nächsten Postamt
der Taxisschen Hauptpostlinie Innsbruck — Brüssel, welche Einrichtung
später in eine reitende Post umgewandelt wurde. Der Postkurs Rheinhausen
—Straßburg lief wöchentlich zweimal in jeder Richtung und nahm seinen Weg
über Linkenheim, Rastatt und Lichtenau. Denn bei der reitenden
(ordinari) Post sollte der Pferdewechsel von 3 zu 3 Meilen vorgenommen werden.
Dadurch war die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Weltpostverkehr angeschlossen
. Für die Beförderung der herrschaftlichen Briefe nach Babenhausen und
Hanau (bei Frankfurt), welche der Einspännige in der Kanzlei zu Buchs-
weiler (Elsaß) abholte, gab das Amt Lichtenau laut Inventar 1626 dem „Postreuter
" 16 fl. fürs Jahr1). Auf jeder Station war für die Postreiter oder Postknechtc
je ein Pferd zum Wechseln bereitzuhalten. Da die Briefpakete auf die schleunigste
Art hin und her befördert werden sollten, hatten dieselben tags und nachts zu
reiten. Gegen Witterungseinflüsse waren die Briefsäcke in Felleisen, den sogenann-
Quellen: Gelegentliche Notizen der Archive zu Karlsruhe und Straßburg. GLA-Akten des Amtes Lichtenau,
Konvolut 3 (1684—1701). Kirchenbuch Lichtenau.
!) Aus den Willstätter Amtsrechnungen des Amtsverwalters Christoph Meister der bischöflich straßbur-
gischen Interimsregierung:
1637 Item Balthasar Krauth, dem Postmeister zu Straßburg, Porto für Briefe 19 fl. 18 kr., für die Frankfurter
Zeitung vom 16. September 1636 bis Weihnachten 1637, thut 4 fl.
1643 Item Herrn Balthasar Krauten, dem Postmeister, Postgeld von verschickten und einkommenden Postbriefen
für 1642 bezahlt 25 S 4 .
164
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0176