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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 166
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maßig zu behandeln. Dem Posthalter aber sollte nachdrücklich bedeutet werden,
in der Annahme und Bestellung all solcher Schreiben seinen möglichsten Fleiß zu
erweisen. Nach Rücksprache mit Vielhecker in der Kanzlei Buchsweiler wurde
Bernhard Weber zu L i c h t e n a u als Postbote bestellt.

Die Taxisschen Posten waren lediglich Reitposten, die im wesentlichen sich nur
mit Briefen und Päckchen befaßten. Dieser Mangel in der Paket-, Geld- und
Personenbeförderung führte im 17. Jahrhundert zum Aufkommen derfahren-
den Post durch sogenannte Land- oder Ordinarikutschen
, einer Form des Nebenpostwesens. Wegen Straßburg lief die Heidelberger
Landkutsche auf ihrem Kurse Frankfurt— Basel über Kehl *). Einem Aktenstück
von 1684 ist zu entnehmen, daß die „Heidelberger O r d i n a r i" nach
einem mit dem Verleger der Postkutsche abgeschlossenen Akkord für Briefe und
Pakete der gräflichen Familie gegen Erlassung des Lichtenauer Zolles — lß und
wenn die Kutsche etwas Gut führte, vom Zentner 4 J> besonders — und 1 ß
Weggeld zu Rheinbischofsheim Portofreiheit zugesichert hatte. Für den Hofhalt
der Fürstlichen Wittib Anna Magdalena in Babenhausen nahm die Landkutsche in
Lichtenau Fäßlein mit Wildbret, Einschläge mit Dürrobst, Hanf für die Prinzessinnen
u. dgl. mit4). Geklagt wird über die ungewisse Ankunft derselben. Im
Sommer lief der Postwagen von Heidelberg nach Straßburg 3 Y<, im Winter 4 Tage!
Die Durlacher Landkutsche befuhr den Kurs Nürnberg — Durlach — Straßburg
und führte im 18. Jahrhundert Gold- und Silberwaren aus Pforzheim (Zoll!).

Als Posthalter oder Postmeister der Taxisschen Poststation Lichtenau wird 1623 Hanß
Heinrich Widerrecht, Bürger und Wirt zu Scherzheim, genannt; vermutlich war es schon
sein Ehevorfahr Heinrich Rapp daselbst gewesen. Während des Krieges versah Kronenwirt
Michael Gruber die Posthalterei. 1632 ward Lichtenau niedergebrannt. Als Ersatz für das
„Posthäusel" im Bresteneck ließ Gruber 1650 die renommierte Gastherberge zur „Krone"
mit Stallung, Scheune und Zugehörde wieder aufrichten. Seit 1659 war Marzolf Bauer,
vordem Bote und Schultheiß zu Herlisheim, Postmeister zu Lichtenau und nach dessen
Tode die Witwe und Kronenwirtin Anna Maria Baurin (11671). Endlich Philipp Vielhecker,
dessen Eltern während des Krieges von Scherzheim zugezogen waren. Vielhecker war ein
rechter Bauer, kaufte viele Güter und trieb ausgedehnten Feldbau — 1685 erwarb er die
leere Hofstätte zum „Schwanen", an dessen Wiederaufbau ihn nur die bald hereinbrechenden
Kriegsjahre hinderten. Zwar wurde die halbe Scheune des Posthauses neben dem
„Ochsen" bei der französischen Brandlegung des Städteis am 12. September 1689 unter
Lebensgefahr dem Feuer entrissen, aber der Kutschenverkehr mußte der allgemeinen
Unsicherheit wegen eingestellt werden. Der Postbote Bernhard Weber starb als Flüchtling
zu Bischweiler, wo die Witwe dann sich und ihre Kinder mit Waschen und Spinnen
kümmerlich durchbrachte. Vielhecker selbst wurde mit zwei anderen Bürgern von den
Franzosen 1697 zu Fort Louis eine Zeitlang als Geisel einbehalten.

3) Wenn man sich die Straßenverhältnisse jener Zeit vergegenwärtigt, war an einer solchen Postreise
kaum ein Vergnügen zu finden. Die Straßen waren meist ausgefahren, daß bei nasser Witterung kaum fortzukommen
war. Dauernd klagten die Reisenden bei Zoller und Weggeldeinnehmern über den schlechten Zustand
derselben im Amt Lichtenau, die auch gar nicht gebessert würden (1673). Und 1687: Von Frankfurt bis Basel
wäre kein schlimmerer Weg zu finden!

4) Das Amt Babenhausen südlich der Stadt Hanau, Stammland der Grafen von Hanau, zählte zur Grafschaft
Hanau-Lichtenberg und wurde von Buchsweiler verwaltet. Die Gräfinwitwe Anna Magdalena verlegte
1672 ihren Wohnsitz von Bischofsheim zum hohen Steg nach dem Städtlein Babenhausen.

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