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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 168
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0180
Gleichzeitig legt der Graf Beschwerde ein, daß derselbe das Postwesen gar schlecht
versehe, sowohl wegen seiner groben, ungeschliffenen Lebensart als auch der elenden
Pferde halber, welche durch übermäßige Feldarbeit ganz abgemagert und abgemattet
würden, daß niemand nach Gebühr accommodiert werde und auch verschiedene
vornehme Passagiere sich deswegen bei ihm beschwert hätten. Bei der
jetztmaligen üblen Bestellung des Reichspostwesens sehe er sich zur Abwendung der
großen, stets vorkommenden Beschwerden genötigt, neben der Reichspost eine absonderliche
Landpost kraft landesherrlicher Botmäßigkeit einzurichten, wenn nicht
durch Annahme eines besseren Posthalters abgeholfen werde. Als „capableren"
Posthalter bringt der Graf den Grünebaumwirt Joh. Ludwig Stirn in Vorschlag,
welcher während des Krieges das Reichspostwesen zu jedermanns Zufriedenheit zu
Miltenberg am Main verwaltet und alle Requisita als eine bedeckte Kalesche mit
dem nötigen Geschirr und Pferde dazu habe. Gegen diese Vorwürfe drückte Taxis
— Augsburg, den 24. September 1699 — seine Verwunderung aus, da Hanau doch
selbst Vielhecker hievor zum Postwesen empfohlen habe und dieser sich nun seither
so klagbar aufgeführt und die Post nicht mit tauglichen Pferden bestellt haben
sollte! Da aber nicht Herkommen sei, einen Postmeister auf die erste Klage und
gleichsam unangehört des Dienstes zu entsetzen, jedoch die Klagen abgestellt
werden müßten, habe er ihm ernstliche Vorhalte gemacht und die Verbesserung
und Aufstellung genugsam tauglicher Pferde anbefohlen. Sonst habe er aber hin
und wieder in Erfahrung bringen müssen, daß die Posthalter sich in übler Lage
befänden. Versähen sie sich mit tauglichen Pferden, würden dieselben durch außerordentliche
Strapazen rasch ruiniert, ja, die allertauglichsten auf einem Postritt zu
Schanden gemacht, auch Postknecht und Pferde verprügelt, für solche Vorfälle er
des Grafen obrigkeitliche Hilfe angelegentlich erbitte. Zur Bestreitung des Postwesens
sei Vielhecker nach der kaiserlichen Instruktion zur Haltung von sechs
Pierden ermächtigt, für die weiteren zum Feldbau gebrauchten Pferde habe er
jedoch die gewöhnlichen herrschaftlichen Beschwerden zu tragen. Er hoffe, Hanau
werde dieser Übung wie andere Herrschaften auch zustimmen. Dagegen widerlaufe
eine in den hanauischen Landen aufzurichtende Landpost, wie er es vermeine, den
kaiserlichen Reservaten und dürfte es dem Grafen unverborgen sein, wie scharf
gegen dergleichen angemaßte Rechte dann und wann rescribiert (verfügt) werde.

Im Januar 1701 hatten die Bauern den Kehler Postillon von einem angesäten
Acker oberhalb Scherzheim am See mit Gewalt und bösem Traktament auf die dermalen
grundlose Landstraße gezwungen, in deren Morast Kalesche und Pferde
steckenblieben. Die Taxissche Beschwerde über diese freventliche Anmaßung der
Flanauer Untertanen lehnte Joh. Reinhard III. als unbegründet ab und klagte
seinerseits über die gar schlechten Pferde der Post zu Rheinhausen, mit denen man
kaum fortkomme, und daß die zu Lichtenau aber nicht besser wären, indem er
völlige achthalb Stunden damit bis Bischofsheim zum hohen Steg zuzubringen gehabt
hätte, dazu ein Fußgänger sonst nur zwei Stunden brauche, also daß die auf der
Post Reisenden bei diesem andauernden schlechten Wetter entweder sehr liederlich
oder wohl öfters gar nicht befördert werden könnten. Zur Förderung des Post-

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