http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0182
Begrüßungsinschriften zum Empfang des
Fürstbischofs Rohan in Oppenau 1789
Von Alfons Staedele
Die Straßburger Diözese umfaßte einen großen Teil der Ottenau, weshalb die
Bischöfe sich frühzeitig veranlaßt sahen, auf dem rechten Rheinufer auch weltliche
Rechte und Besitzungen an sich zu bringen. Schon 1070 erwarben sie Ulm und
die Ulmenburg im Renchtal, ein Jahrhundert später waren auch in der Etten-
heimer Gegend Besitzungen in ihrer Hand. Den Bischöfen des 14. Jahrhunderts
gelang es, ihre Renchtaler und Ettenheimer Besitzungen auszubauen; mit dem
Jahre 1321 war das Bistum in dem glücklichen Besitz einer zusammenhängenden
Gebietsherrschaft, umfassend Oberkirch, das Oppenauer Tal, Renchen, Ulm,
Sasbach. Weniger umfangreich waren die Besitzungen des Bistums im Ettenheimer
Gebiet, zu dem die Stadt Ettenheim, Ringsheim, Grafenhausen, Kappel am Rhein,
schließlich auch das Stiftsgebiet von Ettenheimmünster gehörten.
Das Städtchen Oppenau, Ende des 11. Jahrhunderts als Noppenowe erwähnt,
liegt in einem von bewaldeten Bergen umrahmten Kessel des Renchtales. Im
Archiv des Städtchens finden sich Aufzeichnungen über die beim Empfang des
Fürstbischofs Rohan von Straßburg an den Toren und Triumphbogen des Ortes
angebrachten Inschriften und Sinnbilder, die hiermit kurz besprochen sein sollen.
An der Außenseite des unteren Tores war das Wappen des Fürstbischofs angebracht
mit den lateinischen Worten: Ludovicus Eduardus princeps justus
patriae - Ludwig Eduard, der gerechte Fürst des Vaterlandes. Dabei ergeben die
Buchstaben von besonderer Größe bzw. die damit zugleich bezeichneten römischen
Zahlen zusammengezählt die Jahreszahl des Besuches: LVDoVICVs EDVarDVs
prlnCeps IVstVs patriae - L=50, 7 V=35, 3 D=1500, 2 C=200, 4 1=4, zusammen
also 1789.
Das Wappenschild trug in lateinischer Sprache die Inschrift: In einem dreifachen
Band vereinigt sich die Milde des Fürsten, die Hoheit des Bischofs und die Liebe
des Vaters. Unterhalb des Wappens stand eine französische Inschrift, die ausspricht:
Es lebe Prinz Rohan, Kardinal und Bischof, gerechter Vater, Schützer und Richter;
dieser Vater sei uns immer gnädig! Auch hier bilden die größeren Buchstaben
zusammen die Jahreszahl 1789. Auf der Stadtseite des unteren Tores waren
Pyramiden errichtet mit der Inschrift in deutscher Sprache: O Freund, o Freund,
unser durchlauchtigster Vater ist hier in Oppenau. Schon vor langer Zeit haben
wir nach Ihrer Eminenz geseufzet und gewartet.
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