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Bauherr kann demnach nur der 1309 urkundlich erstmals genannte Cunrad I.
sein.
Da der Begründer der neuen Linie bei der Vermögensauseinandersetzung vor
der Ingebrauchnahme der neuen Burg weder für sich, noch für seine Nachkommen
auf das Ganerbenrecht auf Alt-Windeck verzichtet hatte, gab es in der Folge bei
jedem Erbfall Streitigkeiten über die Benützung des freigewordenen Wohnraumes,
denn die Burg Neu-Windeck war noch enger als Alt-Windeck, so daß die bereits
bestehenden Spannungen sich noch weiter verschärften, da Neu-Windeck ebenfalls
Ganerbenburg war. Die Beziehungen verschlechterten sich noch mehr, als die Neu-
Windecker beim Abschluß eines Bündnisvertrages zwischen dem Bischof von
Straßburg und dem württembergischen Grafen Eberhard zugunsten des Bischofs
mitwirkten. Späterhin war die Burg auch Stützpunkt der Straßburger gegen Reinhard
den Schlegler von Alt-Windeck.
Als Anna, die Letzte aus der Linie Alt-Windeck, sich 1466 mit Berthold IV. von
Neu-Windeck vermählte und dadurch die Wiedervereinigung der beiden Linien
bewirkte, kam der Rest des ursprünglich reichen Besitzes wieder in eine Hand;
er war auch jetzt noch bedeutend.
Alt-Windeck lag schon seit 1561 unbewohnt. Kurz vor 1600 zogen die Neu-
Windecker in den „Schloßhof" zu Bühl um. Damit war auch ihre Burg dem Verfall
preisgegeben. Der Schloßhof, der heutige „Badische Hof", war das Absteigequartier
der Alt-Windecker gewesen, wenn sie in Bühl zu tun gehabt hatten. Der „Althof",
das Allod Melchiors, war zeitweise in fremden Händen, doch wieder zurückgekauft
worden.
Auch nach der Trennung der beiden Linien behielten die Mitglieder der neuen
Linie ihre ursprüngliche Namensbezeichnung „von Windeck" bei. Das öftere,
mitunter gleichzeitige urkundliche Auftreten von Namen aus beiden Linien wie
Reinhard, Reinbold usw. und die Fortführung der Folgebezeichnungen erschwerte
die genealogische Arbeit ungemein. Welte hielt die Aufstellung der Ahnenreihe
für fast unmöglich, von Glaubitz bezeichnete sie als äußerst schwierig.
Letztere Bemerkung traf mich mitten in der Arbeit. Als Unterlagen verwendete
ich das von Welte 1894 veröffentlichte chronologisch geordnete Verzeichnis von
urkundlich bestätigten Windeckern und die auch von Reinfried herausgegebene Zusammenstellung
von Grablegen und Epitaphien der Windecker in den Pfarrkirchen
von Kappelwindeck, Ottersweier, Schwarzach und Bühl. (Die Urschrift liegt bei
der Pfarregistratur von Ottersweier.) Bei der Scheidung der Namen nach den
Linien kam mir die Beobachtung, daß die jüngere Linie anfangs fast durchweg
neue Namen verwendete, zustatten. Diese Erscheinung ist wohl auf die schon
vermerkten Zerwürfnisse zurückzuführen.
Die Hauptschwierigkeit der Arbeit jedoch lag im gänzlichen Fehlen der Geburtsdaten
. Die Grablegen und Epitaphien enthalten nur die Sterbedaten. Die Ver-
gleichung der Daten in den Urkunden mit den Todesdaten führte in vielen Fällen
weiter, so daß manche Lücken geschlossen werden konnten.
Die Toten der Alt-Windecker wurden ursprünglich wohl in der Burgkapelle
beigesetzt. Diese fiel um 1375 beim Großbrand in der Burg gleich dem Archiv der
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