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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 198
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0212
Als nun unsere Gnädige Frau morgens um 7 Uhr abgereist war, entschlossen sich
ebenmäßig abzureisen: Frau Josepha Ledermann, Priorin; S.M.Johanna Baptista Kobolt,
Subpriorin; S. M. Sophia Veitin, Seniorin; Aloysia Dilgin, Lutgardis Bellonin, Scholastika
Dorner, Theresia Hock, Juliana Berger, Cäzilia Lauff, Novizenmeisterin; Benedikta
Möckers, Euphrosina Bechthold, Irmengardis Schaettgen, Marianne Meyer, Thekla Fritz,
Novizprofessin; Bernarda Bauer, Novizjungfer; Appolonia Auerhammer, Postulantin, und
zwei Schwestern, Crescentia und Walburg. Diese alle begaben sich den 29. Juni 1796 morgens
gegen 11 Uhr unter Vergießung vieler Tränen von hier nach dem Schmalbach (unterhalb
der Roten Lache) zu unserm Meier Schweigert, woselbst sie die folgenden Tage großen
Schrecken, Mangel und Ungemach überstanden. Doch sind sie alle durch den allmächtigen
Schutz unseres liebevollsten Gottes und seiner heiligsten Mutter von allen feindlichen
und gefährlichen Begegnungen sowohl Leibs als der Seele gänzlich befreit erhalten
worden.

Den nämlichen Tag ist auch unser Amtmann Bernhard Glyckher mit Frau und Kindern
von hier nach dem Schmalbach geflüchtet.

Hier im Gotteshaus zu bleiben haben sich Nachfolgende entschlossen: S. M. Edmunda
Gachet, S. M. Euphemia Fauzin, S. M. Nivarda Hausin, Portnerin, S. M. Magdalena
Seiserin, Kuchelmeisterin, Rosa Meilingin, Nepomucena Williardin, Kusterin, die
Schwestern Appolonia, Tessclina, Barbara, Klara, Martha, Franziska und die Schwestern-
postulantin Marianne.

Ferner sind hier geblieben drei aus dem Kloster Königsbrück im Elsaß vertriebene
oder ausgewanderte Klosterfrauen und eine Schwester. Ebenmäßig hat sich entschlossen
hier zu bleiben der Hochw. Herr Victorius Müller, Profeß in Tennenbach und Beichtvater
unseres Hauses, wie auch Herr Augustin Kalt, Profeß zu Lützel im Elsaß und
Beichtvater der Klosterfrauen von Königsbrück, welcher mit besagten drei Frauen und
der Schwester seit Beginn der frz. Revolution sich in unserm Gotteshaus aufgehalten.

Auf dem Hof ist hier geblieben der Hofmeister Matthias Frank, der Müller Jakob
Burger, der Beck Ignatius Hermann, der Küfer Keberle, der Küferknecht Graff, der
Gärtner Falk, der Gartenknecht samt den meisten übrigen Knechten und Mägden. Es
hat ihnen auch der gütige Gott dermaßen ihre Herzen berührt, daß sie allesamt sich als
getreue und ewigen Danks würdige Leute betragen haben. Der Maurermeister Herbst aus
unserem Tal hat sich ebenfalls gleich unsern Handwerksleuten als ein rechtschaffener und
bis in den Tod getreuer Mann vorzüglich ausgezeichnet.

Als nun den 4. Juli noch schlimmere Nachrichten eingetroffen und uns noch ernstlicher
geraten wurde, uns aus dem Kloster zu begeben, wir aber solches nicht ohne den Willen
der Gnädigen Frau tun wollten, haben sich Magdalena und Euphrosina mit Gutheißung
der andern entschlossen und sind nach Gernsbach zu der Gnädigen Frau gegangen, um
über die angeratene Abreise ihre Meinung zu vernehmen. Der Küferknecht und noch ein
Knecht haben sie begleitet.

Als sie nun von Gernsbach innerhalb weniger Stunden glücklich zurückgekommen und
uns die Nachricht von unserer Gnädigen Frau mitgebracht, daß dieselbe lieber sähe, wenn
wir im Kloster blieben, sind wir freudenvoll alle, die da waren, im Hause geblieben.

Nach der hl. Messe hat Herr Beichtvater das Hochwürdige Gut aus dem Tabernakel
oben in die alte Kapelle gebracht und in einem Lettner verborgen. Nachmittags gegen
2 Uhr sind die ersten zwei Franzosen auf die Abtei gedrungen und haben uns mit
bewaffneter Hand 20 Louis d'or abgedrungen. Gegen 4 Uhr sind andere, nämlich 4 oder
5 Offiziere geritten gekommen und haben unter dem Vorwand, als seien sie vom General
geschickt, 400 Louis d'or begehrt. Da wir ihnen nun solches nicht geben wollten und alles
nur Mögliche gegen solches Begehren vorkehrten, wurden etliche davon vor Zorn ganz
wütend und drohten, ein ganzes Regiment ins Kloster zu bringen, um solches rein auszuplündern
. Als nun die äußerste Gefahr vorhanden war, haben wir die Beispiele anderer
geistlicher Häuser, wo diese Bedrohung wirklich erfüllt worden, in Betracht gezogen und
ihnen 200 Louis d'or angeboten mit dem Vorgeben, daß wir nicht mehr vermöchten. Sie

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