http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0219
Doktor Johannes Widmann
Markgräflich badischer und herzoglich wirtembergischer Leibarzt
und Professor Medicinae an der Universität Tübingen
Lebensgeschichte eines großen Arztes und Gelehrten, ein Zeitbild der seuchengeschichtlichen
und sozialhygienischen Struktur in Baden-Württemberg am
Ende des Mittelalters
Von R. G. H a e b 1 e r
Unter den bedeutenden Ärzten, die in Baden-Baden wirkten und deren medizinisches
Können und wissenschaftliches Forschen von historischer Bedeutung gewesen
ist, darf man den markgräflichen Leibmedikus Dr. Johannes Widmann,
genannt „Der Möchinger", mit an erster Stelle nennen; sein lateinischer Autorname
war Salicetus. Er lebte um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert als Leibarzt am
Hofe des badischen Markgrafen Christoph I., dann in gleicher Stellung bei den
Herzögen Eberhart im Bart und Ulrich I. von Württemberg. Zugleich amtete er
in dieser Zeit als Professor der Medizin an der kurz zuvor gegründeten Universität
Tübingen; ferner bekleidete er verschiedene wichtige Ämter in der schwäbischen
Medizinalverwaltung.
Eine mühselige Forschung hat manches aus dem Leben des Johannes Widmann
festgestellt; einiges ist freilich zweifelhaft geblieben, um so zweifelhafter, als es in
den gleichen Jahrzehnten drei bedeutende Ärzte im südwestdeutschen Raum gab,
die alle Johannes Widmann hießen. Nahe verwandt waren sie auch; denn sie
führten das gleiche Wappen: einen schwarzen Bock im goldenen Feld und einen
„wachsenden Bock" als Helmzier.
Zur Genealogie der weitverbreiteten schwäbischen Widmann-Sippe hat Walther
Pfeilsticker eingehende, wenn auch nicht immer unproblematische Quellen aufgespürt
; hier sei dies Kapitel zur Biographie des Dr. Johannes Widmann aus
Möchingen nur am Rande erwähnt.
Der Johannes Widmann, von dem zunächst zu sprechen ist, stammte aus
Maichingen bei Böblingen; dort wurde er, wahrscheinlich im Jahre 1440, geboren.
Der Zuname, der auf seine Herkunft deutet, der Maichinger, und der später häufig
auch als Name für sich gebraucht wird, wechselt in den Urkunden: Möchingen —
Mechingen — Möchingen und ähnlich; immerhin genügt er in manchen Zweifelsfällen
, wo er sich mit dem Dr. Johannes Widmann von Heimsheim kreuzt.
205
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0219