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am Ende eines Antidotariums (Gegengabe) eben dieses Professors; hier ist als
Datierung angegeben: „die 17. februarii anno 1468 scriptum padoe per Jo.W."
Zuletzt scheint Widmann an der Universität von Ferrara studiert zu haben, an
der damals ebenso berühmten, von Kaiser Friedrich II. gestifteten Hochschule. Dort
hat Widmann zum Doctor Artium et Medicinae promoviert, ein Titel, der — auf
einer der großen oberitalienischen Universitäten erworben — zu jener Zeit besonders
ehrenvoll war; auch Paracelsus war italienischer Doktor.
Nach einem Werk von Giuseppe Pardi „Titoli Dottorali di Ferrara" (1901) hat
Widmann im Jahre 1469 dort promoviert; Haller sagt allerdings, Widmann habe
— nach eigener Aussage — diesen Grad in Pavia erhalten.
Nun, auf jeden Fall stammt seine Würde eines Doctors der Medizin von einer
der damals bedeutenden italienischen Universitäten. Sofort nach dem Examen aber
scheint sich Widmann auf den Weg in die Heimat gemacht zu haben; er ist nun
immerhin nahezu dreißig Jahre alt. Da zieht es ihn wieder nach Deutschland
zurück; mag sein, daß er daran dachte, sich irgendwo in der Heimat als Arzt
niederzulassen. Wir kennen den Weg, den Widmann nimmt, er führte zunächst über
Steiermark. Von dieser Wanderung erzählt ebenfalls eine der St. Georgener Handschriften
: „Anno 1468 die alia post margarethe virginis gloriose scriptum per
Johannem Wydman in Sclavonia in opido petoviensi"; das ist zu Pettau im südöstlichsten
Teil der heutigen Steiermark, und Baas vermutet, es sei in der Bibliothek
des dortigen Klosters niedergeschrieben worden, ein nicht uninteressanter Hinweis
auf den Eifer des jungen Gelehrten, selbst unterwegs sich weiterem Studium zu
widmen. Wir werden noch sehen, daß Widmann seinen Wissensdurst noch lange
nicht für gestillt hielt. In Klammern wird man allerdings an dieser Stelle bemerken
müssen, daß hier zwei Zahlen sich schlecht vereinen lassen: Nach der oben
genannten Quelle hat Widmann seinen Doktor 1469 in Ferrara gebaut; nach dieser
Niederschrift ist er aber schon 1468 unterwegs in die Heimat.
Dann führte der Weg des jungen Arztes hinauf zur Donau, zunächst bis Ulm.
Und wiederum kündet uns eine Quelle von der Tatsache, daß Widmann sich auch
auf der Wanderschaft und wohl auch noch in der ersten Zeit nach seiner Ankunft
in Ulm mit wissenschaftlicher Arbeit beschäftigt haben muß; denn in einer aus
jener Zeit erhaltenen Handschrift finden wir den Vermerk: Glücklich beendet zu
Ulm 1469 von Johannes Widmann.
Ob sich Widmann nun in Ulm als Arzt niederließ, ist nicht bekannt; dagegen ist
mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen,daß er sich in den Ulmer Jahren, von
1469 bis spätestens Anfang 1472, mit einer Arbeit über die Pest beschäftigte. Sie
trug den Titel: „Regimen generale ab aere corrupto preseruatium", eine Untersuchung
über die Ursachen der Pestkrankheit. Das Erscheinungsjahr läßt sich nur
mittelbar feststellen: in der lateinischen Schrift wird nämlich von dem Auftauchen
eines Kometen berichtet — damals war man der Meinung, daß mit diesem seltsam
feurigen Drachen am Himmel der Ausbruch einer Pestepidemie zusammenhinge.
Auch die andere Krankheit, welcher Widmann später sein besonderes wissenschaftlich
-medizinisches Interesse zuwandte, die Syphilis, sollte ebenfalls in
siderischen Einwirkungen ihren Ursprung haben.
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