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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 214
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halten haben, vermutlich schon bald nach dem Briefwechsel am Ende des
Jahres 1476, denn im folgenden Jahr, am 12. Juli 1477, lesen wir am Öffnungsbuch
als Ratserker.ntnis von der Anstellung Widmanns auf ein Jahr als Stadtarzt in
Basel mit einem Jahresgehalt von 24 Gulden, ein allerdings nicht sehr hoher
Betrag; ferner hat er die Erlaubnis, an der Hochschule zu lesen, soviel ihm gefalle.
Eine Professur hat er demnach nicht erhalten, wohl auch nicht erwartet, aber er
nahm auf jeden Fall seine Dozententätigkeit sofort auf, denn seine Immatrikulation
erfolgte schon im Sommersemester des Jahres 1477.

Der Urlaub, den ihm der Markgraf für Basel gnädigst gewährt hatte, scheint
nicht verlängert worden zu sein. Das mag neben Erwägungen, die beim Fürsten
lagen, noch einen persönlichen Grund bei Widmar.n selbst gehabt haben. Denn
spätestens im darauffolgenden Jahr 1478 hat Widmann sich verehelicht, mit einer
Badnerin, der Jungfrau Ingelhan. Im nächsten Jahr, 1479, erblickte der erste Sohn
der Jungvermählten das Licht der Welt in Baden-Baden; er erhält den Namen
Beatus, der Glückselige, was zugleich auf eine harmonische Ehe schließen läßt.

Von Baden-Baden aus kam nun Widmann auch in engere Beziehungen zu Straßburg
. Das ist ohne weiteres zu verstehen: waren es doch vornehmlich Straßburger
Patrizier und andere maßgebende Persönlichkeiten der bedeutenden Stadt, die
allsommerlich nach Baden-Baden zur Kur und zur Erholung kamen. Im Mittelalter
war der Kurort ebenso eine Vorstadt von Straßburg wie im 19. Jahrhundert ein
Faubourg von Paris. Alle Namen, die In Straßburg um 1500 von Bedeutung waren,
tauchen ebenso in Baden-Baden auf: der Dichter Sebastian Brant, der ein Carmen
(Lied) zum Lob Baden-Badens schrieb, Thomas Murner, der streitbare Satiriker,
der ebenso boshaft das Bad behandelte, wie vierhundert Jahre später Vischer; der
berühmteste Straßburger Kanzelprediger Geiler von Kaysersberg predigte auch
in der Badener Stiftskirche; der bedeutende Humanist am Oberrhein Jakob
Wimpheling, der einflußreiche Straßburger Domherr Peter Schott, sie alle sind als
Kurgäste überliefert. Auch Niclaus Gerhaert von Leiden, der große Bildhauer der
Frührenaissance, war von Straßburg nach Baden-Baden gekommen.

Selbstverständlich fuhr Widmann auch oft hinüber nach Straßburg. Noch war
der Rhein keine Grenze des Reichs. Bald übte er in der großen Stadt gar eine
privatärztliche Praxis aus — auf jeden Fall war er Hausarzt der Familie des
Peter Schott, und das wollte drüben fast ebensoviel heißen, wie hüben im Badischen
markgräflicher Leibarzt zu sein.

Aus dem Briefwechsel, den Widmann mit dem bedeutenden Domherrn Petrus
Schott führte, sind leider nur die Texte des Straßburger Freundes erhalten geblieben
; er hat sie in seinem „Lucubratiunculae" bis 1490 niedergelegt. Aus einem
Brief vom 21. Juli 1481 erfahren wir, daß Widmann die schwererkrankte Mutter
Schotts behandelt hat, sie verdanke ihm das Leben gar. Widmann ist wohl eigens
von Baden-Baden zur Ausübung einer Praxis nach Straßburg hinübergefahren,
auch in den folgenden Jahren. Unterm 6. Juli 1482 holt Schott den ärztlichen Rat
des Freundes in eigener Sache ein; außerdem ist von Büchersendungen die Rede,
mit den schmeichelhaftesten Anreden des Domherren an den Doktor.

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