Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
43. Jahresband.1963
Seite: 216
(PDF, 61 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0230
steht wieder auf einem anderen, ebenfalls höchst interessanten Blatt über die
Ärzte am markgräflich badischen Hof . . .

Was aber nun unsern Dr. Widmann betrifft, so ist es zweifelhaft, ob er die ihm
in Straßburg zugedachte Stelle eines Stadtarztes erhalten oder sie nicht mehr
angetreten hat; nicht zweifelhaft ist aber, daß er mit diesem Amt rechnete. In
einer bedeutsamen Urkunde jener Tage, einer Denkschrift des Dr. Johannes
Widmann, in welcher er die Herausgabe einer Straßburger Apotheker-, Schererund
Hebammenordnung forderte, steht zu lesen: „Johannes Widmann von Baden,
doctor, künftiger arzt hie zu Straßburg". Man kann vermuten, daß der Leibarzt des
Markgrafen eine solche Ordnung auch für Baden-Baden aufgestellt hat, vielleicht
sogar vor dem Straßburger Entwurf, vielleicht war sie gar schon in Baden-
Baden in Kraft?

Auf jeden Fall hat Johannes Widmann versucht, in dem Straßburger Gesundheitswesen
Reformen einzuführen; manche dieser Vorschläge mag er mit seinen
Elsässer Freunden in Baden erörtert haben, wenn sie zur Kur kamen, und ganz
ohne Zweifel hat er, wenn er nach Straßburg hinüberkam, mit aufmerksamem
Blick dort die Verhältnisse studiert. Besonders schlimm stand es — wie offenbar
nicht nur in der Stadt an der III — um das Apothekerwesen. Es gab eine Menge
Kurpfuscher und Quacksalber, die auf den Märkten mit ihren Künsten und
Salben hausieren gingen, ein Sammelsurium von Geschäftemachern: „getoufte
Juden, scherer, alte und sunst törichte wyber, lantfehren — fahrende Leute —
zu latein all genannt empirici und zum letsten die hencker."

Mit diesen Zuständen beschäftigte sich die Denkschrift des Johannes Widmann
an den Rat der Stadt Straßburg. Besonders lag ihm am Herzen die Heranbildung
von Hebammen, woraus man schließen darf, daß er ein guter Geburtshelfer war.
Nun gab es anderswo, etwa in Bamberg, Würzburg und Nürnberg, schon solche
„Ordnungen", wir würden heute sagen Verordnungen, in denen genaue Vorschriften
gegeben waren auch für das andere Gebiet, das Widmann besonders
interessierte, für das Apothekerwesen. Wir stehen ohnehin in einer Zeit, in
der es üblich geworden war, das wirtschaftliche und öffentliche Leben in solchen
Ordnungen zu regeln; fast für alle Gewerbe waren behördliche Anweisungen
vorhanden, in denen oft bis ins Kleinste hinein Vorschriften erlassen wurden:
wirtschaftsgeschichtlich eine interessante Zeit, weil sie erfüllt war von Planungen,
in denen sich die anhebende Macht der spätmittelalterlichen Bürokratie, der
Kanzleien der Territorialherren, zusammen mit dem Wandel der Rechtsformen
durch den Sieg des römischen Rechts dokumentiert.

In Baden war Markgraf Christoph ein eifriger Anhänger solcher Reformen, und
manche von ihnen geben uns ein überraschend eingehendes Bild von den wirtschaftlichen
, sozialen und kulturellen Zuständen um 1500 in der Markgrafschaft
Baden. Die von Christoph erlassene Stadtordnung von Baden-Baden, eine zusammenfassende
Regelung aller Pflichten und Rechte der Bürger des Kurortes gehört
als interessantes Beispiel hierher: so etwa als besonders charakteristisch die
Regelung des Kurbetriebes, in welchem wohl zum ersten Mal in der Geschichte

216


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0230