http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1963/0238
Thermalbad, das Gutleuthausbad, besaß. Quellen und Bäder waren markgräfliches
Eigentum; es war keineswegs leicht, ein Bäderlehen und einen Anteil an der Schüttung
einer der heißen Quellen zu erhalten; man mußte schon sich einige Verdienste
beim Markgrafen erworben haben. So hatte etwa der oben genannte Leibchirurg
Karls, Hans Ulrich der Scherer, zum Dank für seine Dienste ein solches Bäderlehen
bekommen.
Es ist nun schwer vorstellbar, eine solche Einrichtung eines eigenen Badhauses,
gespeist aus den Thermalquellen, sei dem Einfall irgend eines Rates zu verdanken
gewesen. Sehr wohl aber könnte man sich vorstellen, daß der Leibarzt
des Markgrafen Christoph einen solchen Vorschlag machte, aus seuchentherapeutischen
Überlegungen heraus: zumal wenn man bedenkt, daß Widmann — allerdings
erst weit später — der Verfasser der ersten Monographie eines Badeortes
war. Auf jeden Fall steht fest: in einem leider nicht datierten, aber zweifellos
späteren Zusatz zu einer Urkunde aus dem Jahre 1463 wird berichtet, daß das
der Herberge zum Schnabel bisher zugeteilte Thermalwasser aus dem Brühbronnen
— er hat seinen Namen ergötzlicherweise daher, weil in ihm die
Badener Hausfrauen ihre Hühner und die Metzger ihre Schweine zu brühen
pflegten — nui mehr „den armen Feldsiechen" überlassen werde. Das Gutleuthausbad
lag in der Nähe des Leprosenhauses, also ebenfalls vor dem Ooser Tor,
an der nordwestlichen Spitze der Insel, die damals von der Oos und dem Mühlgraben
gebildet wurde. Es war ein sehr einfaches Badhaus, ein kleiner länglicher
Bau mit einem Hauptraum mit vier Badekästen und einem Vorraum. Schräg
gegenüber lag das spätere Kapuzinerkloster, das heutige Badhotel Badischer Hof.
Wenn es in diesem Zusammenhang erwähnt wird, so deshalb, weil aus den Akten
über die Thermalwasser-Zuleitung zum Kloster einiges auch sichtbar wird hinsichtlich
des Gutleutbades. Der Markgraf Wilhelm hatte im Jahre 1631 das
Kloster der Kapuziner gestiftet, zum Dank für die rasche Übermittlung der
Kunde vom Sieg Tillys bei Wimpfen über den protestantischen Durlacher, was
für den in der Emigration lebenden katholischen Markgrafen das Ende der vetter-
lichen Okkupation seiner Markgrafschaft bedeutet hatte. Außerdem beabsichtigte
er die Kapuziner neben den Jesuiten zur Durchführung der von ihm eifrig betriebenen
Gegenreformation heranzuziehen.
Bei dieser Gründung des Kapuzinerklosters sprach der Markgraf den Patres
auch eine Nutznießung an den Thermalquellen zu, und zwar sollten sie das
warme Wasser dem „Röhrlein entnehmen, welches ohne das ins Siechen Baad-
Haus lauft". Es war die Leitung, die von der Ursprungsquelle zum Badhaus
Hirschen und „ehe dessen an das Guth-leut-Baad" führte. Noch heute sind die
beiden Hotels Nutznießer jener mittelalterlichen Rechte und können sich deshalb
auch Badhotel nennen. Das Gutleuthausbad ist allerdings später eingegangen.
Aber noch der topographische Plan von Weindel aus dem Jahr 1827 zeigt das
Gebäude: allerdings Thermalbad ist es kaum mehr gewesen, denn schon 1767
lief das ganze Wasser vom Ursprung nur noch bis zum Badhaus Hirsch. Das
Kloster, das Badhotel Badischer Hof im 19. Jahrhundert, hatte inzwischen eine
neue eigene Leitung erhalten, nachdem man viel Verdruß mit der langen
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