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so das Getöse stürzender Mauern hervorriefen. Dadurch getäuscht sollen sich die
Verteidiger in etwas übereilter Weise ergeben haben, nachdem ihr Hauptmann
zuvor noch durch Ausschütten von Wasser gezeigt hatte, daß der Boden sich gesenkt
habe und die Burg am Einstürzen sei.
So die Chronik, die sich hier in etwas seltsamen Berichten ergeht. Wie dem
aber auch sei, Geroldseck befand sich jedenfalls nach 1430 in den Händen seiner
Gegner. Dies ergibt sich auch aus einer Urkunde von 1433, in der die Verbündeten
feststellen, daß sie „Geroltzeck, das slozz, gewonnen habent" und daß
ein Viertel der Burg den Brüdern Georg und Hans zugestellt wurde, da diese
ihrem Vater die Treue gehalten hätten. Von Hohengeroldseck aus trugen sie
dann ihre Überfälle immer weiter in das Schuttertal hinein, so daß dieses Gebiet
nach und nach der Zerstörung anheimfiel. Vergleiche dazu eine Beschwerde Die-
bolds vom 12. Januar 1433: „So sind mine vigent (Feinde) uff hüt zistag fruge, als
es daget, über unsere lüt, so in den delern zu Geroltzecke sitzent, gefallen, deren
mannige gefangen, in (ihnen) daz ir genommen und gen Geroltzeck gefürt."
Während der Geroldsecker Krieg seinen wechselvollen Lauf nahm, war in Basel
das große Konzil eröffnet worden (1431), das neben der Erledigung seiner geistlichreligiösen
Aufgaben auch eine Befriedung des durch mannigfache Fehden zerrütteten
Reiches anstrebte. Kaiserlicher Statthalter und zugleich Schirmherr des
Konzils war damals Herzog Wilhelm, „Pfalzgraf by Rin, Herzog in Bayern".
Ihm vor allem war es im Namen des Kaisers und des Konzils anvertraut, im
Reich „alle Krieg, Fehden und Widerwärtigkeiten zu stillen, zu frieden und zu
richten". Mit der Anwesenheit der höchsten Instanzen des Reiches zu Basel fand
nun der verhältnismäßig nahe gelegene Geroldsecker Unruheherd besondere
Beachtung, dies auch deswegen, weil durch ihn einer der wichtigsten Anreisewege
für die Konzilsteilnehmer gestört und unsicher gemacht wurde. Pfalzgraf Wilhelm
hat nun alles Mögliche versucht, um in diesem Gebiet wieder Ruhe und Ordnung
zu schaffen. Er bat und beschwor die Parteien, doch Vernunft anzunehmen, er
drohte mit den, ach so fragwürdigen Machtmitteln des Reiches, er legte ihnen nahe,
ihre Sache doch vor einen kaiserlichen Rechtstag zu bringen, und es gelang ihm
schließlich auch, für einige Zeit einen ziemlich brüchigen Waffenstillstand zu erreichen
, der, mehrfach verlängert, immer wieder durch Übergriffe von beiden
Seiten in Frage gestellt wurde.
Es wäre nun eher zu einer Schlichtung gekommen, wenn nicht Anfang 1433
Markgraf Jakob von Baden zu den mörs-saarwerdischen Verbündeten gestoßen
wäre und dem sich nun schon Jahre hinschleppenden Krieg neuen Auftrieb gegeben
hätte. Die Rolle Jakobs in der Geroldsecker Sache ist nicht ganz durchsichtig. Eine
seiner ersten Urkunden, die sich darauf beziehen, beginnt mit der moralischen
Verurteilung des Verhaltens der Brüder Diebold und Heinrich ihrem Vater gegenüber
, Diebolds und Heinrichs, die „iren Vater gevangen und usser dem slozz
Geroltzecke und anderen slozzen unbesorgt und unbewahrt Verstössen hant". In
der gleichen Urkunde vom 17. April 1433 zeigen sich aber auch seine politischen
Ziele, indem er verlangte, daß von allen weiteren Eroberungen, vor allem bei der
Einnahme der Schlösser Schenkenzell und Schuttern, ihm und seinen Erben das
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