http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0086
Herrn wie Lahr erhielten. Da hieß es dann: Lahr, Dinglingen, Mietersheim und
Burgheim sind „gemeine Banngenossen". Erwähnt mag noch werden, daß Kuhbach
wahrscheinlich seit ältesten Zeiten seinen Weinberg unmittelbar am Westrand des
Berglandes, aber außerhalb seiner späteren Gemarkung besaß30).
Die Niederschrift über die Weihe der Burgheimer Kirche von 1035 enthält eine
wichtige Bemerkung über den Burgheimer Zehnten in Dinglingen.
Der seit Urväterzeiten der Kirche gegebene Zehnte werde bestätigt, so heißt es,
mit Ausnahme jenes Zehnten von Dinglingen, den Bischof Erchenbald
ohne Erlaubnis einer allgemeinen (deutschen) Synode abgetrennt habe. Für wen?
Wenn Bischof Wilhelm die Burgheimer Kirche ausdrücklich zur Mutterkirche, die
sie gewiß immer war, bestätigt, so muß das Vorhandensein einer Filialkirche
inDinglingen für die Zeit 965 bis 991, da der frühere Mönch von St. Gallen
Erchenbald Bischof von Straßburg war, angenommen werden. Im Jahr 961 war
der Herrenhof des Bischofs von Chur in „tuntelinga" mit Feldern und Weinbergen
in den Besitz des Klosters Schwarzach gekommen. Diese Reichsabtei wurde erst
1007 auf der Frankfurter Synode von Heinrich IL dem Straßburger Bischof
Werner aus Dank für geleistete Dienste geschenkt. Erchenbald konnte also noch
nicht für einen dem Hochstift Straßburg gehörenden Herrenhof tätig werden, der
in Dinglingen lag und eine Eigenkirche hätte haben müssen, was aber nicht bezeugt
wird. Die Lage der Dinglinger Martinskirche am östlichen Rand des Dorfetters
mit einer Ausdehnung von etwa 1,3 km längs der Schutter gibt zu Vermutungen
Anlaß, die von anderer Seite her bekräftigt werden. Oben war erwähnt worden,
daß das Kähnerbächlein die Sprengelgrenze zwischen St. Peter, Burgheim, und
St. Martin, Dinglingen, gebildet hat. Damit kam aber der wichtigste Herrenhof
von Lahr zum Dinglinger Sprengel, der später so genannte vordere Meierhof
. Er lag an der günstigsten Stelle der Talaue zwischen Bergland und Ebene.
Über die ehemalige mit Kiesen, Sanden und Tonen bedeckte Niederung der
Schutter hatte sich von den nördlichen Hängen des Tales her eine fruchtbare
Schwemmlößdecke gelegt, die zungenförmig zur Schutter vorstieß und bis zum
späteren Herrenhof des Hochstifts Chur reichte. Der Name „Breite" verrät dem
Kundigen, daß hier die dem Herrn vorbehaltenen besten Ackerflächen lagen. Im
östlichen Teil dieser fruchtbaren Zunge floß ein kleines Bächlein, das Kähnerbächlein
, an dessen westlichem Ufer der Herrenhof zu „Lare" erbaut wurde. Er
gehörte dem Straßburger Bischof. Offensichtlich war zu Erchenbalds Zeiten der
Herr von Burgheim nicht in der Lage, sich gegen die Entfremdung des Dinglinger
Zehnten zu wehren. Um 920 hatte der Straßburger Bischof Richwin von „Hum-
Schenkenburg. Sie sind als „Oberer Glockenwald", „Mönchwald" (beim Bombachgraben) und „Hohberg"
bezeichnet und umfassen 40 Hektar. Der Name Glockenwald rührt daher, daß die Grenzsteine des Stifts
früher ein Glöcklein als Zeichen trugen. Erst um 1700 wurden die Steine gegen solche mit dem Herrschaftszeichen
ausgewechselt, was den Protest der markgräflich-badischen Regierung hervorrief (GLA 211/755—1721).
Die Inkorporation der Burgheimer Pfarrkirche in das Kloster bzw. Stift Lahr brachte diesem manche Pfründen
, darunter also auch diese drei Hofwäldchen.
30) Im Lahrer ältesten Kartenwerk von 1792 heißt es auf „Tractus" 31: „36 Sester (Reben), welche den
Kubacher Einwohnern eigentümlich gehören, und ihrer Herrschaft steuerbar sind. Den Zehenden aber zum
Burgheimer Zehenden geben." — Die zwei Höfe im Bombachtal kommen später unter der Bezeichnung „die
Leute im Hohenberg" vor.
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