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Zehntcollektor war, und verlangte, für die Reparaturen aufzukommen. Die
Johanniter teilten am 10. Juni 1782 dem Ortenauischen Rate mit, daß sie nicht
imstande wären, jetzt das Pfarrhaus zu reparieren. Die ausgebrochene Viehseuche
verhindere das Aufbringen der Mittel; grundsätzlich erklärten sie sich jedoch zur
Einhaltung ihrer Baupflichten bereit. Sie baten um ein Jahr Aufschub.
Das Amt ließ darauf kurzerhand die Gefälle sperren. Darauf beschwerte sich
die Commende und schlug vor, das Benediktinerkloster Gengenbach solle daran
gehen, das Pfarrhaus in Griesheim zu erstellen. Dann könnte von dort aus Bühl
versehen werden, so wie dies früher umgekehrt gewesen sei. Auch dieser Vorschlag
fiel unter den Tisch. Im März 1783 erklärten sich die Johanniter zum Bau bereit,
lieferten unverzüglich das Bauholz nach Bühl, und im selben Jahre wurde das
Haus vollendet. Auch die für Pfarrhaus und Kirche fronpflichtige Gemeinde half
mit. Der damalige Seelsorger trug den Namen Franz Stammelbarth und war
Pfarrverweser.
1784 zog dann wieder ein Pfarrer auf, der bis 1822 in Bühl wirkte: Franz
Xaver Wich von Baden-Baden. Er war Angehöriger des 1773 aufgehobenen
Jesuitenordens, ein begabter Mann. Er verstand mehrere Sprachen und war
Kapitelsdefinitor. Ein Mitbruder sagte einmal zu ihm: „Sie wissen auf 7 Sprachen
zu sagen, wie der Sessel heißt, aber Sie wissen nicht, wie man darauf sitzt."
Demnach galt er als eifriger Seelenhirte, der sich keine Ruhe gönnte. Er scheint
allerdings auch zu gutmütig gewesen zu sein, denn von der Pfarrpfründe gingen
ihm in den letzten Lebensjahren einige Stücke verloren.
Als das Pfarrhaus soweit wieder hergerichtet war, löste die Gemeinde ihre
Fronpflichten an Pfarrhaus und Kirchenbau durch den Rebolationsvertrag gegen
die Herrschaft mit einem jährlich zu entrichtenden Fondsgeld ab. Vor diesem
Ablösungsvertrag war die Gemeinde für die Kirche baupflichtig, der Collektor für
Chor und Turm. Als in der Französischen Revolution die Johanniter aufgehoben
waren, gingen ihre Rechte an und in Bühl an das Domkapitel zu Straßburg über.
Vermutlich blieb die Regelung dieselbe: Der Collektor stellte und bezahlte den
Pfarrer.
Nachfolger von Pfarrer Wich war im Jahre 1823 der aus Weierbach bei Offen-
burg gebürtige Pfarrer Josef Sälinger2), ein in jeder Beziehung rühriger Priester.
Seine erste Initiative galt dem Bau des heutigen Pfarrhauses. Das 1783 in Eile
errichtete war bereits wieder baufällig geworden, zudem klein. Schon 1824 setzte
er sich „wegen dem alten, unkommoden Pfarrhaus" mit der Hofdomänenkammer
brieflich in Verbindung, begründete die Notwendigkeit eines Neubaus, legte auch
schon einen Riß vor, wie er es gebaut haben wollte. Im Juni 1824 wurde der
Neubau genehmigt nach den Plänen des Bezirksbaumeisters Vogt in Offenburg.
Die Domänenverwaltung wurde beauftragt, die Vergebung der Bauarbeiten im
Einvernehmen mit dem Bezirksbaumeister einzuleiten. Der Voranschlag bezifferte
sich auf 6433 Gulden und 42 Kreuzer. Meisberger aus Offenburg übernahm den
Akkord um 6000 Gulden. Für das alte Pfarrhaus gab er 300 Gulden.
2) 1802 Priesterweihe, Kaplan in Marlen, Pfarrer in Bohlsbach von 1806—1823. In Bühl aufgezogen am
23. März 1823.
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