http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0128
liehe sich hinter dem Altar zu den liturgischen Funktionen ankleidete. Der Turm
maß innen in der Länge und Breite 16,6 X 16,7 Schuh und bis zum Kreuzgewölbe
17 Schuh. Dieses war aus Backsteinen aufgeführt und von steinernen Gurten
durchzogen. Die Außenmaße des Turmes betrugen 23,5 X 24 Schuh. Drei Fenster mit
Butzenscheiben und eisernem Rahmen, von denen zwei 1,6 weit und 6 Schuh hoch
waren, ein anderes 0,6 weit und 4 Schuh hoch, erhellten den inneren Raum des
Chores. Der Chor war von der Kirche durch einen Spitzbogen getrennt, welcher
9 Schuh weit und 10,5 Schuh hoch war.
Über dem Backsteingewölbe lag ein eichenes Gebälk mit schlechtem Bretterboden
. Darauf befand sich eine feuerfeste gewölbte Kammer mit einer Sturzblechtüre
, vielleicht als Zufluchtsort gedacht. Das zweite „Stockwerk" maß 18 Schuh in
der Höhe. Von ihm führte auch eine Treppe auf den eichenen Glockenstuhl. Dieser
ruhte auf eingemauerten Tragsteinen. Die Stockhöhe betrug hier 14,6 Schuh,
die innere Weite 17,3 Schuh. An den Umfassungsmauern sind 7 Schallöcher, jedoch
ohne Schalläden. Der Turm endete in einem mit Giebeln versehenen Giebeldach
mit Hohlziegeln auf dem First und einem steinernen Kreuz.
Der Dachstuhl war einfach und mangelhaft gedeckt. Der Turm war aus unregelmäßigen
Granitsteinen aufgeführt. Seine Ecken waren von Sandsteingurten; das
Mauerwerk war zweimal abgesetzt. Auf der Außenseite wies der Turm einen vom
Schallende bis zum Boden reichenden weiten Riß, der durch die ganze Mauerdicke
reichte. Nach dem Erzählen der alten Leute sei er durch einen Blitzstrahl
hervorgerufen worden. An der Südseite war das Mauerwerk sehr ausgewittert.
Im Langhaus der Kirche hatten etwa 75 Personen Platz, auf der Empore
weitere 30. Raum für mehr Bänke oder Stühle gab es nicht. Die Seelenzahl betrug
zu Sälingers Zeiten schon 335, davon waren 192 kirchenpflichtig. Pfarrer Sälinger
nannte die Kirche mit Recht zu klein, undezent und bei ihrer geringen Höhe von
nur 15,7 Schuh ungesund, da sie beim Gottesdienst überfüllt war. Pfarrer Sälinger
gab die Verwendungsdauer noch mit höchstens 10 Jahren an.
Schon 1834 verlangte er, daß Turmgeschoß wie Altar zur Sakristei umgebaut
würden, daß man die Quermauer herausbreche und so die Kirche erweitere. Dies
wäre nur eine Teillösung für wenige Jahrzehnte gewesen.
Immer wieder beschäftigten die Raumnot und der schlechte Zustand die Gemüter
. Alle wollten eine neue Kirche, aber niemand wollte sie bezahlen. So
machten die Bürger 1844 den Vorschlag, das Einkommen des Ortsgeistlichen
10 Jahre lang um 1000 Gulden jährlich zugunsten des Baulastenfonds zu beschneiden
. Sälinger ging nicht darauf ein, wurde aber älter und schloß am
28. Januar 1849 zur letzten Ruhe auf dem neuen Bühler Friedhof die Augen.
Eine wichtige Voraussetzung für den Kirchenbau hatte er bei der Gemeinde
erreicht: die Verlegung des Friedhofes im Jahre 1840. Der Grabstein, der dem
ersten Bewohner des neuen Friedhofes gesetzt ist, trägt als Aufschrift: „Hier
ruhen die Reste des braven 16 jährigen Jünglings Eduard Lurck. Er war der
erste, den dieser neue Friedhof in seinen Frieden den 15 ten Dezember 1840
aufnahm."
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