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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 134
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0146
wich der Graf mit seiner Hofhaltung über den Rhein nach Schloß Willstätt. Denn
als deutscher Reichsfürst konnte er diese Stellung unter eine fremde Macht —
Lichtenberg liegt bei Ingweiler — nicht billigen1). Doch war in Willstätt —■ siehe
Kirchenbucheinträge — keine Bleibe. Der Ausgang der Nördlinger Schlacht erzwang
Ende September 1634 wieder die eilige Flucht ins Elsaß. Volle Sicherheit
bot ja der Hanauische Hof in der Brantgasse zu Straßburg, ein Gewahrsam für
Fruchtvorräte und die wenigen Habseligkeiten von Wert in diesen gefährdeten
Zeiten. Bei dem herzlich schlechten Verhältnis zu Rat und Bürgerschaft, verursacht
durch sein launisches Wesen und die ärgerniserregende Aufführung — siehe Ratsprotokolle
— lehnte Philipp Wolf den Wohnsitz in der Stadt ab und wohnte lieber
während der kommenden Hungerjahre mit den Seinen in Armut im Schlosse des
nahegelegenen hanauischen Wolfisheim. Den 17. September 1639 starb die Mutter
Johanna, eine geborene Gräfin von öttingen, zu Straßburg und wurde in der
Kirche zum Alten St. Peter bestattet, die Leichenpredigt aber im Hanauischen Hof
gehalten (Kirchenbuch Linx). Zwar konnte der todkranke Vater den verwaisten
Kindern noch eine zweite Mutter geben: Dorothea Diana, Tochter des Wild- und
Rheingrafen Johannes IX. Und bald nach der Rückkehr der Grafenfamilie aus
dem „Exil" in die Residenz Buchsweiler beschloß auch Philipp Wolf nach langwierigem
Krankenlager sein freudloses Dasein 1641.

Die Vormundschaft für den minderjährigen Grafen Friedrich Casimir führte
Georg von Fleckenstein, Freiherr von Dachstuhl. Infolge der unermeßlichen
Landesverderbnis, die sich über fünf Millionen Gulden erstreckte, und des daraus
entstandenen Abgangs der Einkommen und Gefälle war der Freiherr bei der
Inventarisierung willens gewesen, die ganze Pflegschaft dem kaiserlichen Kammergericht
Speyer zu Händen zu stellen (E 2881). Schwer drückten die finanziellen
Sorgen. Zur herrschaftlichen Ausstattung des Buchsweiler Hofhalts ließ Dorothea
Diana mit Billigung des Vormundes u. a. von dem besten Zinngeschirr der Küche
des Hanauischen Hofes die zwei Dutzend Zinnteller mit Wappen und Monogramm
Graf Philipp Wolfs abholen. Als am 12. Januar 1642 der Mannesstamm der
Linie Hanau-Münzenberg erlosch, fiel diese Grafschaft laut Erbvertrag an den erstgeborenen
Sohn Friedrich Casimir. „Zur hochnotwendigen Reise des jungen Grafen
nach Hanau" zu den Beisetzungsfeierlichkeiten wurden am 16./26. Januar von
Joh. Conrad Gassoldt, Pfarrer zu Lichtenau, 200 Reichstaler geliehen; die Schuld
sollte auf nächstfolgende Ostern beglichen werden2). Während nun Friedrich
Casimir von der Goldstadt Hanau aus große Reisen unternehmen konnte, erledigte
der Vormund Georg von Fleckenstein und nach seinem Tode am 31. Januar 1644

1) Da Buchsweiler, Ingweiler und andere hanauische Orte vom Bistum Metz zu Lehen herrührten, nahm
König Ludwig XIII. von Frankreich als Landesherr des Hohen Stifts Recht und Pflicht für sich in Anspruch,
dem Grafen von Hanau seinen Schutz wider alle feindliche Gewalt angedeihen zu lassen.

Den 28. Januar 1634 wurden dann auch die Stadt Hagenau und das Bistum Straßburg mit Zabern und
Reichshofen vertraglich dem Schutze Frankreichs überlassen. Die Franzosen als lachender Dritter!

2) Laut Extraktus aus weiland M. J. C. Gassoldts Schuldbuch Fol. 57 wurden bis Johannis Baptistä
dieses Jahres 7 fl. 5 ß Zins erlegt, weiter an Früchten, die der Müller zu Hangenbieten geliefert, nämlich
1642: 12 V. Molzerfrucht zu 50 fl., 1643: 6 V. zu 30 fl. 2 ß, 1644: 6 V. zu 19 fl. 2 ß samt dem jeweiligen
Jahreszins. Weihnachten 1647 standen noch 130 fl. Abgelöst den 2. Mai 1664 samt 15 versessenen Jahreszinsen
mit 221 fl 4ß 4>/l 4 (E 2884).

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