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richtet wurde. Jede fünfte Stande Heubachharz war an das Rentamt Wolfach
kostenfrei abzuführen.
Der Haupthandelsplatz für das gewonnene Harz war Straßburg. Die Harz-
siederei auf dem Schießgrün bei Wolfach oder die Rußhütte im Kaltbrunner Tal
hatten für den Handel nur örtliche Bedeutung. Als Transportweg in die Stadt am
Rhein kam nur der Kinzigfluß in Frage. Transportmittel waren die Flöße. Nicht
jedes Floß nahm solches Frachtgut mit. Die Schiltacher Floßordnung von 1564
regelte genau, was und wieviel als Oblast auf einem Floß mitgenommen werden
durfte. Nur auf größeren Flößen richtete man auf den mittleren Gestören Ladebühnen
her, auf denen die Oblast verladen wurde. Meist kamen Harzfässer, Harzstanden
, Rindenballen für die Gerber, Schnittwaren der Sägewerke auf diese Pritschen
und nahmen so den Weg hinaus ins Land.
In Willstätt oder Kehl wurden die Harzfässer und Standen an die Straßburger
Harzsieder abgesetzt. Diese stellten in ihren Betrieben aus dem Rohmaterial durch
Kochen, Sieden und Destillieren die Fertigwaren her, wie Terpentinöl, Metzgerharz
, Kolophonium, Schusterpech, Wagenschmiere, Pech, Pechfackeln u. a. m. Vielfach
waren mit den Harzsiedereien noch Seifensiedereien verbunden, da zur Herstellung
von Seifen auch Harz verwendet wurde. Diese Produkte fanden dann den
Weg in die Krämerläden auf den Dörfern und in den Städten rings um die oberrheinische
Handelsmetropole Straßburg.
So fügte sich die Tätigkeit der Harzer in den entlegenen einsamen Waldungen
im oberen Kinzigtal letztlich in das wirtschaftliche Getriebe der oberrheinischen
Landschaft ein.
Quellennachweis
Fürstenbergisdies Urkundenbuch, IV. und VII. Band. Tübingen 1879 und 1891.
Mitteilungen aus dem Fürstl.-Fürstenbergischen Archiv, herausgegeben von der Fürstlichen
Archivverwaltung in Donaueschingen. I.Band. Tübingen 1894.
Franz Disch, Chronik der Stadt Wolfach. Karlsruhe 1920.
Hermann Fautz, Die Geschichte der Schiltacher Schifferschaft. Die Ortenau, 28. Heft 1941.
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