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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 217
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Widmann im Jahre 1511. Hier erfahren wir von dem Möchinger — dem Tübinger
Professor, dem Stadtarzt von Ulm des Jahres 1506 —, daß er bei des Herzogs
Ulrich von Württemberg Hochzeit in Stuttgart zugegen ist; sein Name erscheint
unter den Beamten, welchen die Sorge für die Gäste aufgetragen war; offenbar
hatte er sie ärztlich zu betreuen. Hatte man ihn aus Ulm für diese besondere
Gelegenheit geholt oder war er schon vorher wieder nach Tübingen zurückgekehrt?

Es muß ein prächtiges Vermählungsfest gewesen sein, als der Württemberger
die Tochter des Herzogs Albrecht IV. von Bayern, eine Nichte des Kaisers, heimführte
. Gast bei dieser Eheschließung war auch Markgraf Christoph I. von
Baden. Christoph blieb einige Zeit in Stuttgart, denn neben den Feierlichkeiten
betrieb man auch Bündnispolitik, es wurde zur Aufrechterhaltung des Landfriedens
ein Abkommen auf 20 Jahre geschlossen. In Wahrheit ging es um geheime
Rüstungspolitik wider den Schwäbischen Bund.

Zur gleichen Zeit spielte sich aber auch eine andere Berufung ab. Diese ging
um den Freiburger Johannes Widmann und um die Stelle des Leibarztes am
markgräflichen Hof zu Baden-Baden. Am 9. Januar 1511 hatte sich der Markgraf
wiederum an die Freiburger Universität gewandt und gebeten, man möge den
Professor Johannes Widmann unter Vorbehalt seines Lehramtes ihm auf fünf
Jahre überlassen. Die Hochschule lehnte wiederum ab. Bei dieser Situation kann
man die Frage aufwerfen, ob nicht anläßlich des Treffens bei der Stuttgarter
Hochzeit Markgraf Christoph dem Möchinger Widmann, seinem einstigen Leibarzt
, nahegelegt habe, nach Baden-Baden überzusiedeln? Es ließe sich wohl denken,
daß in jenen Stuttgarter Tagen von 1511 Markgraf Christoph mit Widmann ins
Gespräch kam und versuchte, den mittlerweilen allerdings 71 Jahre alten
Möchinger, den Professor Salicetus, erneut berühmt geworden durch sein Pestbuch,
das soeben, 1511, auch in deutscher Sprache herausgekommen war — zu einer
Übersiedlung an seinen Hof zu bewegen. Aus welchem besonderen Grund?

Unwillkürlich drängt sich in diesem Zusammenhang der Gedanke auf, daß der
Markgraf schon damals sich nicht mehr gesund fühlte, daß er den Beginn eines —
wie sich dann zeigte — langwierigen, schweren Leidens schon fühlte. Man wird nicht
übersehen dürfen, daß ein solcher Grund tatsächlich vorgelegen haben kann. Man
wird deshalb zu untersuchen haben, ob hier nicht schwerwiegende Ursachen vorlagen
, die nicht etwa nur aus persönlichen Hoffnungen, sondern auch aus staatspolitischen
Überlegungen stammten. Insofern ist dieses Moment nicht unwesentlich
im Blick auf die sonstige Unbestimmtheit in der Überlieferung der Lebensdaten
Widmanns in jener Zeit. Aus diesem Grund muß man den überraschenden Zerfall
der körperlichen und im weiteren Verlauf bald auch der geistigen Kräfte des bis
dahin so lebendig und kraftvoll allen Problemen aufgeschlossenen Markgrafen
Christoph, Vaters einer großen Familie, in diese Untersuchung einbeziehen.

Unter diesen Voraussetzungen erscheint es glaubhaft, daß man am badischen
Hof bemüht war, den besten Arzt im südwestdeutschen Raum zur Hilfe heranzuziehen
. Dafür standen zwei Männer zur Verfügung, die beiden Ärzte und
Professoren Johannes Widmann, der Tübinger und der Freiburger, der Möchinger
und der Heimsheimer.

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