Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 230
(PDF, 61 MB)
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Weise die Wandbilder im Paradeschlafzimmer der Markgräfin Caroline-Louise
im Karlsruher Schloß (heute nicht mehr vorhanden) als Kopien nach berühmten
königlichen Gemächern ausgeführt. Man schätzte in solchem Fall mehr das schon
bekannte Kunstwerk und den berühmten Ort der Aufstellung als den Maler des
neuen Schmucks und kannte unsern engen Plagiatbegriff nicht. Maltechnisch ist
die Arbeit von Rosa Meiling eine gute Leistung und die Enttäuschung über die
genannten Entdeckungen braucht nicht allzu groß zu sein." (Dr. Gerda Kircher)

Von unserer Künstlerin stammen noch zwei kleinere Ölgemälde, Christus und
Maria, Ausschnitte aus den Sprechzimmergemälden, mit rötlicher Architektur-
rahmung wie beim Tennenbacher Abtsportrait. Feine Farben und edler Ausdruck
zeichnen sie aus. Jedes Gesicht, das M. Rosa malt, ist ausdrucksvoll. Ihr ist daran
gelegen, äußere Schönheit durch den Glanz inneren Wertes zu beseelen.

Neben einer signierten Aquarell-Miniatur im Besitz der Familie Meiling in
Rastatt ist das letzte bekannte Werk von M. Rosa Meiling ein ebenfalls signiertes
Aquarellbild des hl. Aloysius von Gonzaga (Abb. 5). Es ist eine starke Verkleinerung
eines ebenfalls Joseph Meiling zugeschriebenen Ölgemäldes im Kloster. Als
Bild des Namenspatrons der jugendlichen Marie-Luise zierte es wohl daheim ihr
Mädchenstübchen und wurde ins Kloster mitgebracht. Es ist die bekannte Darstellung
des Heiligen, der in Betrachtung vor einem Kruzifix mit Geißel und
Totenkopf kniet, daneben liegen Lilien und ein Rosenzweig. Auf M. Rosas Kopie
ist das Gesicht zarter, der Ausdruck von noch größerer Innerlichkeit. Neben den
Totenkopf stellt sie noch eine Fürstenkrone, die Lilien sind besonders fein gemalt,
die Rosen fehlen.

Die Chorfrau M. Rosa Meiling schenkte der Abtei Lichtenthai nicht nur Gemälde
, sondern auch einen geschichtlichen Bericht über die Ereignisse in Lichtenthai
beim Überfall der Franzosen im Juni bis August 1796. Da dieser bereits in der„Or-
tenau" 1962 veröffentlicht wurde, soll hier nur behandelt werden, was zum Verständnis
ihrer Persönlichkeit wichtig ist, denn abgesehen von seiner Klarheit und Übersichtlichkeit
zeichnet er ungewollt ein Charakterbild der Verfasserin. Zunächst
ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Obwohl die Franzosen bereits am 24. Juni
1796 bei Kehl über den Rhein gesetzt, also Lichtenthai nicht mehr fern waren,
obwohl Äbtissin Thekla allen die Freiheit ließ, sich anderswo in Sicherheit zu
bringen, blieb M. Rosa im Kloster, mochte die Situation noch so gefährlich sein.
Am 2. Juli waren die Franzosen der Abtei ganz nahe. Schon am folgenden Tag
Einbruch ins Kloster und scharfe Geldforderungen, in der Nacht aufregender und
ermüdender Wachdienst, tagelang kein öffentlicher Gottesdienst, immer wieder
Geldforderungen, Schießen ins Abteigebäude, tiefe Löcher an vielen Orten. In
vornehmer Weise stellt M. Rosa ihr eigenes Heldentum zurück und läßt mehr die
Tapferkeit ihrer Mitschwester M. Magdalena aufleuchten, wie sie überhaupt sehr
liebevoll und dankbar von denen schreibt, die Not und Gefahr in jenen Schreckenstagen
mit ihr geteilt hatten.

Groß ist auch M. Rosa ihrer Äbtissin gegenüber. Was Goethe von der Ehrfurcht
schreibt, zeigt sie durch edle und liebreiche Art, in der sie sich ausdrückt, wenn
immer sie die Vorsteherin und Mutter des Hauses in ihrem Bericht erwähnt. Ehr-

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