http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0250
legt worden sein. Das Gelände gehörte früher dem Kloster Lichtenthai, dessen
Äbtissin — noch 1775 — gegen die Weiterführung der Allee nach Lichtental
protestierte. Zuerst sollen Weiden und Pappeln angepflanzt worden sein. Dies
kann möglich sein, da zu jener Zeit der Anbau von Pappeln große Mode war.
Besagte doch eine markgräfliche Verordnung vom 17. Januar 1794, daß an
Gräben, Bächen und an anderen nassen Orten neben Weiden, Erlen und Rüstern
„die Italiänische Pappeln durch Setzlinge gepflanzt werden" sollen. In alten
Waldmeistereirechnungen, die aus jener Zeit stammen, wird öfters von „pappel
Bäum gesteckt", aber ohne Ortsangabe, berichtet. 1798 wurden „350 junge bablen
auf dem briegel gesteckt". Im Jahre 1835 sollen diese in der Allee angepflanzten
Pappeln und Weiden durch den aus Amerika eingeführten Silberahorn (Acer
dasycarpum) ersetzt worden sein. Diese Baumart hat sich als Alleebaum nicht bewährt
. Astbrüche, Stammfäule und andere Schäden beeinträchtigen immer wieder
deren Gesundheit. Im östlichen Teil der Allee sind heute noch einige Exemplare
des Silberahorns vorhanden, dort, wo 1840 Obstbäume gestanden haben. Jener
Teil, wie ein Plan aus der damaligen Zeit erkennen läßt, hieß Obstallee.
In den Jahren 1924 bis 1926 wurden diese wohl kaum hundertjährigen, anbrüchigen
Silberahornbäume gefällt und durch die Silberlinde (Tilia tomentosa),
teilweise auch durch die Krimlinde (Tilia euchlora) ersetzt. Die inzwischen zu
stattlicher Größe herangewachsenen Linden erfreuen einen jeden Spaziergänger.
Dieser Abschnitt der Allee gleicht einem mächtigen, langen Kreuzgang, durch
dessen Bogenöffnungen der Blick in eine noch dörflich gestimmte Landschaft
schweift, dessen Hintergrund vom Kloster Lichtenthai und den bläulich schwarzen
Bergkuppen des Stadtwaldes begrenzt wird.
Verlassen wir nun aber die Lichtentaler Allee und wenden uns dem Stadtwald
und seinem Werdegang zu, der allerdings nur kurz gestreift
werden soll, um anschließend auf die Entwicklung des Waldaufbaues in den letzten
150—200 Jahren einzugeben, der letztlich auch die Landschaft um Baden-Baden
beeinflußte. Wenn man die Urkunden des 16. Jahrhunderts studiert, wird u. a.
sowohl von der „Statt Baden ihrer weiden", an denen die Untertanen des Klosters,
also die Beuerner und Geroldsauer, „Waldt- und Holtznießung" hatten, berichtet,
als auch „von der zu Baden als des Haupts der Weider gemachten Ordnung" oder
wiederum von „der Stadt ohnzweifelich eigenen wälder". Untersuchungen haben
ergeben, daß im frühen Mittelalter auch im Oostal eine Markgenossenschaft bestand
, an die sich andere große Markgenossenschaften anschlössen — nach Süden
(Steinbach, Ulm) und nach Norden (Oberndorf, Ettlingen). Im 14. und 15. Jahrhundert
ist jedoch — wie bei vielen anderen Markgenossenschaften — eine Veränderung
vor sich gegangen. Es vollzog sich hier im Oostal eine Straffung der
Genossenschaft, deren Fäden in eine Hand liefen. Baden, inzwischen zur Stadt
erhoben, bestimmte allein die Art der Nutznießung an dem Wald. Die Stadt war
Die alte Eidicnallee vor 100 Jahren nadi einem Gemälde von J. Criguer. Sie erfreute sich damals keiner
besonderen Pflege im Gegensatz zu den heutigen Gepflogenheiten. Im Hintergrund das Alte und das Neue
Schloß. Blick auf den Erholungsbetrieb und die damalige Kleidermode.
Klischee: Kurverwaltung Baden-Baden
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