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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 244
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1964/0256
In der sogenannten Vorbergzone (früher auch „Vorderer Wald" genannt
), das sind die Gebiete um den Fremersberg, Hardberg und auch das
Merkurgebiet, stand einst ein Laubwald, ein Mittelwald, bestehend aus breit-
kronigen Eichen und Buchen. In der damaligen Zeit war für die Vieh- und
Schweineweide dieser Laubwald von höchster Bedeutung. Ebenfalls war das
Laub als Streu für die Ställe begehrt und wurde in großem Umfange genutzt.
Die Waldböden verarmten dadurch so sehr, daß an verschiedenen Orten der
Wuchs der Bäume äußerst kümmerlich war und noch ist. Die Naturverjüngung
von Eiche und Buche kam auf diesen verhagerten Böden auch nicht an. Man
entschloß sich 1796 u. a. an verschiedenen Orten zu einer radikalen Maßnahme
. Wie diese durchgeführt wurde, geht aus einer Niederschrift hervor:

„Würden die Windemer, Vormberger und anderer anliegenden Orten Inwohner
diesen Plaz gegen die Condition urbar zu machen übernehmen, daß
sie dieselben zwey Jahr onentgeldlich, das erste Jahr mit Grundbire und das
zweyte Jahr mit Korn anbauen dürften, so wäre ihnen solcher der Art jedoch
so zu überlassen, daß das zweyte Jahr bei Säeung des Korns der Waldsaamen auf
städtische Kosten eingeworfen werde und sie alsdann bei der Erndt die Stupfelen
anderthalb Schuhe hoch stehen lassen müßten, damit der junge Waldanflug
nicht beschädigt werde." Sollte sich niemand aus den vorgenannten Gemeinden
für diese Arbeit finden, dann müßte die Stadt diese Maßnahme selbst durchführen
lassen.

Wir haben hier also den Wald-Feld-Bau, wo nach kurzfristiger landwirtschaftlicher
Behandlung des Waldbodens wieder ein Wald entsteht. „Auf diesen
ganzen Plaz muß aber Fori Saamen gesäet werden, der ganz sicher gut fortkommen
wird."

In den späteren Jahren brachte man die Kiefer, allerdings nicht mehr
im Wege des Wald-Feld-Baues, sondern indem man Riefen zog, durch Saat
und Pflanzung in das Fremersberggebiet ein, wobei sie nach Begründung eines
neuen Bestandes von Eiche, Buche und Tanne unter deren lichtem Schirm im
Alter von etwa 60 Jahren wieder ausgehauen werden sollte. Doch es kam
anders. Während des langen Produktionszeitraumes des Holzes, der nun mal
naturbedingt ist, können sich die Anforderungen der Wirtschaft an den Wald
ändern. Hier liegt ein solches Beispiel vor. Inzwischen war das Kiefernholz,
besonders das stärkere Holz, für die Volkswirtschaft wertvoll geworden. So
wurden die Kiefern nicht nach 60 Jahren eingeschlagen, sondern bilden heute
mit den Buchen auf großer Fläche einen herrlichen Mischwald. Viele der Buchen
sind aus Stockausschlägen hervorgegangen. Eingestreut findet man da und dort
breitkronige ehemalige Mittelwaldeichen, die ursprünglich für eine Wiederbesamung
mit Eicheln gedacht waren. Dazwischen sind einzeln und in Trupps
Lärchen (Larix europaea) anzutreffen. Ebenso wie die Kiefer wurde auch
diese erst im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Saat, später
durch Pflanzung, in das Fremersberger Waldgebiet eingebracht. Im Jahre
1796 kam erstmals der zu jener Zeit sehr teure Samen zur Aussaat. Er wurde
aus Frankfurt bezogen. In den folgenden Jahren belieferte der hiesige mark-

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