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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0122
derte. Die Lehrfrauen waren der Meinung, daß der Boden, auf dem das Langhaus
steht, Eigentum des Klosters sei. Kurze Zeit darauf ließ sich der Konvent
von der Orgelbauanstalt H. Koulen in Oppenau auf eigene Kosten eine neue
Orgel bauen. Nach längeren Verhandlungen verzichtete der Gemeinderat am
21. November 1900 zugunsten des Klosters auf das Eigentum an der Kirche.

In ihrer Anlage und Stilform gleicht die 1702 auf den Trümmern der gotischen
Vorgängerin erbaute Kirche der Pfarrkirche Hl. Kreuz. Der Baumeister ist noch
nicht mit Sicherheit festgestellt worden. Die einschiffige Emporenhalle kennzeichnet
sie wie die Stadtkirche als ein Werk der Vorarlberger Bauschule. Deshalb
drängt sich die Vermutung auf, daß die Pläne ebenfalls von Franz Beer stammen.
Neuerdings wurde auch der Laienbruder Ulrich Beer als Baumeister genannt.

Der lange Chor, der sich ohne Querschiff an das Langhaus anschließt, ist 1689
bis zum Dachansatz stehengeblieben; dafür sprechen die langen, spitzbogigen
Fenster, die mit frühem Maßwerk versehen sind. Die Innendekoration ist einfach
; um so üppiger sind die Altäre mit ihrer überreichen Verschnörkelung und
Ornamentenhäufung. Gewaltig wirkt der Hochaltar, der mit seinem verkröpften
Gebälk und gebrochenen Giebeln bis zum Gewölbe emporragt. Die mächtigen,
gewundenen Säulen schließen das Gemälde „Himmelfahrt Mariens" wirkungsvoll
ein. Der Künstler des nicht signierten Bildes konnte noch nicht ermittelt
werden. Das Chorgestühl mit je 19 holzgeschnitzten Gestalten aus der Heiligen-
lcgende auf jeder Seite zeigt klassizistische Formen und ist 1895 entstanden.

Einfacher als der Hauptaltar sind die vier Seitenaltäre mit Heiligenstatuen.
Eine derselben stellt den Schutzheiligen der Offenburger Schützengilde, St. Sebastian
, dar. Orgelbrüstung und Beichtstühle sowie die prächtige Holzstatue des
„Ecce Homo" sind mit Rocailleschnitzereien verziert. Einer der Emporenpfeiler
trägt die Grabplatte der Gattin des Georg Stein zu Reichenstein, geborenen
Agathe Aescherin von Büngen, die 1638 in Offenburg gestorben ist. Schlichte Stuckornamente
schmücken das tonnenartige Gewölbe. Das rundbogige Portal, durch
das man das Gotteshaus betritt, ist flankiert von zwei Sandsteinstatuen aus dem
18. Jahrhundert, eine Madonna und St. Johann Nepomuk. Letztere trägt den
Namen des Stifters: Johann Baptist Burck, Pfarrer in Griesheim. Ohne Zweifel
war dieser ein Sohn der Stadt Offenburg.

In den letzten Jahren wurde das Innere der Kirche einer stilgerechten Renovierung
unterzogen. Die Kunstwerkstätte Franz Bauman, Lautenbach (Renchtal),
beraten von Konservator Professor Dr. Ginter, hat dem sakralen Raum den
barocken Farbcharakter wiedergegeben und ihm neuen Glanz verliehen. Außerdem
erhielt das Gotteshaus einen neuen Bodenbelag, eine Bodenheizungsanlage
und ein neues Gestühl.

Am 15. August 1965, dem Fest des Patroziniums, konnte der Gottesdienst in
der restaurierten Kirche zum ersten Male wieder stattfinden.

Quellen: Generallandesarchiv Karlsruhe: Akten 235/14961 Minoritenkloster, dessen Aufhebung 1810/23
und 1812/25. 14963 Verwaltung des Minoritenvermögens 1815/44. 14966 Bauarbeiten am Kloster in Ottersweijr
1797—1804. 14968 Weibliches Institut in Ottersweier und dessen Verlegung 1808/09. 18798 Verlegung des Instituts
und dessen innere Einrichtung. 18802 Ansprüche des Instituts an die Verlassenschaft der Markgräfin

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