Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 132
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0134
erscheinende Unternehmen wurde ihm zum gewinnbringenden Geschäft. Durch sein
belehrbares und noch immer wachsendes Beurteilungsvermögen und seinen mit
dem Erfolg immer kühner werdenden Wagemut sowie durch sein sicheres Auftreten
und seine fast diplomatische Gewandtheit wurde dies alles geschickt, ja
pfiffig gesteuert. Schließlich beherrschte er völlig den Fruchtmarkt im Kinziggebiet
.

Er, der ehemalige Habenichts, wurde der Geldgeber weit in der Runde, der
u. a. dem oft in Finanznöten steckenden Kloster Gengenbach zum Beispiel im Jahre
1688 2000 Gulden zu 5 % auslieh. Das sieht beileibe nicht nach Ubermaß aus.
Aber die Abtei mußte ihm ihre Curie in Oberentersbach verpfänden. Die Eigentümer
mußten das Pfandobjekt selbst zwar weiter bearbeiten, aber dessen Erträgnisse
beutete er allein aus bis auf das letzte Körnchen, bis auf den letzten Bosen,
so daß er als Kapitalertrag nicht etwa bloß die vereinbarten armseligen 5 %,
sondern meist ein Mehrfaches davon völlig unbeschrien erntete.

Gegen schwere Gulden hatten die Fürstenberger Grafen dem Kloster die Einkünfte
aus der Gemeinde Mühlenbach verpfändet. Da Meyershofen die Marktergiebigkeit
von Mühlenbach natürlich kannte, so ruhte er nicht, bis er seinen
Eintritt in diese Pfandschaft als Teilgläubiger erzwungen hatte. Nach und nach
steckte er 5000 Gulden hinein und ließ sie für sich arbeiten. Er organisierte unter
dem Vorgeben, den guten Mönchen diese Arbeit abzunehmen, das Einbringen der
Erträge und steckte einen guten Teil des Überertrages freudig in die eigene Tasche.
Das war so seine verschwiegene Arbeitsweise. Klugerweise und mit seiner durch
ihre anpassungsfähige Gewandtheit imponierenden Persönlichkeit änderte er später
so aisgemach seine das Kloster schädigende Haltung ein wenig und wurde aus
einem unerbittlichen Verfolger zuweilen auch mal ein sachverständiger Ratgeber
des Klosters, was er als dessen geschworener Ambachtmann aus Amtspflicht sowieso
immer sein sollte. Dabei verlor er jedoch keinen Augenblick seinen Vorteil
aus den Augen, nur lernte er allmählich die Kunstkniffe der Tarnung geschickter
einbauen. Während der Kriege hat er die Abtei häufig gut beraten und konnte
mehrmals Kriegsabgaben vom Kloster fernhalten, wofür sich die Abtei durch
neue Verleihungen dankbar erzeigte.

Freilich tat er dies mehr noch und freudiger für seine liebe Stadt Zell, ebenso
für die mit ihr schicksalsmäßig zusammenstehenden Nachbar-Reichsstädte Gengenbach
und Offenburg, aber auch für andere, z. B. 1698 für Hornberg. In Zell hat er
ein „Stattbuech" angelegt. Dort hinein schrieb er eigenhändig, daß er durch eindringliche
Vorstellungen bei den leitenden militärischen Stellen des Schwäbischen
Kreises „viele Winterquartiere-Portionen, Nachtlager, Logierung und andere
Übel und zwar mit öfterem Daransetzen von Leib und Leben ganz glücklich abgehalten
" habe und auch „von Reichs- und Craißtägen durch Verhandlungen mit
Chur- und anderen Fürsten fast niemahlen ohnglücklich oder ohnverrichteter
Dinge zurückgekommen seye". Nur ein Mutiger und ein Gewandter mit zäher
Meisterschaft im Verhandeln konnte sich dabei so durchsetzen, wie es dem Meyershofen
immer wieder gelungen ist. Von den Marschällen erschmeichelte er Schutz-

132


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0134