http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0167
Der Schleifengrün, heute Gerbergasse. Im Vordergrund Brücke über den Sägekanal der ehemaligen Kirchensäge
. Fachwerkhaus, die Gerberei der Gebr. Trautwein, Rotgerberei, Schiltach. Aufn ■ H Fautz
Der lange Krieg und die große Not hatten die Sitten gelockert. Der aus Elzach
stammende Conrad Lettich und die Barbara Weßner hatten geheiratet, „seind
aber auch mit sechs Ohren fürn Alltar kommen", wie der Pfarrer meldete. Der
Hans Heim habe im Februar 1638 geheiratet und im September habe seine Frau
ein Kind geboren. Solche Vorgriffe wurden hart bestraft. Der Ehemann Heim
erhielt 8 Tage, seine Frau 4 Tage Gefängnis.
Das Fluchen und Schwören sei bei jung und alt an der Tagesordnung. Der Hans
Jakob Rueff und der Hans Bühler hätten am Neujahrstag-Abend kommuniziert
und in selbiger Nacht das neue Jahr angeschossen. Dabei hätten beide „grausam
geflucht, Gott vnnd seine H. Sacramente gelästert". Das kostete sie 10 Schilling
zur Strafe.
Der Georg Arnold sei „so gar ein Übeller Haußhälter vnndt Verschwender
vnnd ziehe noch mehr Burst (junge Leute) Ahn sich ins Luoder". Der Vogt redete
ihm schwer ins Gewissen und stellte ihm eine Turmstrafe in Hornberg in Aussicht
, sofern er sich nicht bessere.
Schlecht ging es dem Schullehrer Hans Engelmann. Er hatte viel Arbeit und
manches Amt zu betreuen, bekam aber seit Jahren keine Bezahlung Er bat vor
Gericht, man möge ihm doch vierteljährlich seine Besoldung geben, da er fast
nichts mehr zum Leben habe. Dieser Bitte sollte entsprochen werden.
Mit der Geldeinziehung war es so eine Sache. Wo der Krieg alles aufgezehrt
hatte, war nichts mehr zu holen. Das Jahrgericht vom 27. April 1637 hatte viele
Geldstrafen ausgesprochen, die (1640) noch nicht eingetrieben werden konnten,
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