http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0190
Niederung zuletzt zum Unterwört hinter den schützenden Hochwasserdamm
gewandert und blieben auch der neuen Siedelung erhalten. Doch hat der auffällige
Platz „am Graueisbaum" sein Geheimnis, das ihn in mittelalterlicher Zeit umfing,
dabei nicht preisgegeben.
Schwarzacher Kunstwerke im Kloster Lichtenthai
von M. Mafalda B a u r
1. Das Zisterzienserinnenkloster Lichtenthai in Baden-Baden besitzt einen sehr
beachtenswerten Hausaltar von 2,96 m Höhe und 1,52 m Breite. Die beiden
Wappen am Gesims und an der Bekrönung waren während der langen Kriegsund
Nachkriegsjahre der Gegenstand verschiedener vergeblicher Nachforschungen.
Erst die Veröffentlichungen von Pfarrer A. Harbrecht über „Die Reichsabtei
Schwarzach" in der „Ottenau" 1951-1955 ermöglichten es, die beiden Wappen
als diejenigen der beiden letzten Äbte der ehemaligen Benediktinerabtei Schwarzach
festzustellen.
Wohl zu Beginn der Regierungszeit des zweitletzten Abtes Anselm Gaugier
(Gauckler) im Jahre 1761 wurde der Altar in den bekannten Werkstätten des
Klosters Schwarzach ausgeführt und am Gesims mit dessen holzgeschnitzten und
in Gold und Farben gefaßten Wappen gekennzeichnet. Dieses zeigt bei einer
Höhe von 25 cm und einer Breite von 19 cm zweimal im Geviert das Zeichen von
Schwarzach: in Gold auf Blau, Schwert und Schlüssel gekreuzt, (Peter und Paullj
und zweimal das Wappen von Abt Anselm: aus Wolken hervorbrechende Hand,
eine goldene Rose haltend, auf schwarzem oder blauem Grund.
Nach dem Weggang des Abtes Anselm, der seit seiner Resignation im Jahre
1790 im Pfarrhaus des Klosterdorfes Vimbuch gelebt hatte und dort im August
1808 gestorben war, ging das Stück an seinen Nachfolger, den Abt Hieronymus
Krieg über. Dieser wurde nach einer Regierungszeit von 13 Jahren durch die
Säkularisation von Schwarzach vertrieben, lebte, wirkte und starb im nahen
Rastatt, wo er auch sein Grab fand. Sein Grabmal steht in der Bernharduskirche.
Unter ihm wurde der Altar anscheinend in einem höheren Raum wie zuvor aufgestellt
. Durch die nur lose aufgesetzte Bekrönung mit vier zusammenlaufenden,
geschweiften Voluten wurde der Altar den neuen Raumverhältnissen angeglichen.
Ein ovales, messinggetriebenes und vergoldetes Wappen von 14,3x11,2 cm
Größe ist Ausweis für den neuen Besitzer. Als sogenanntes „redendes Wappen"
zeigt es einen Krieger, ferner neben dem Zeichen von Schwarzach die Friedenstaube
und das geopferte Gotteslamm als symbolische Zutaten. Die feinen, zum
Festnähen bestimmten Löcher sind ein Zeichen, daß die Plakette zuvor an einem
Paramentenstück befestigt gewesen war.
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