Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 205
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0207
mitversorgt und wohnten innerhalb der Klostermauern. Es vertrug sich aber nicht
mit dem hirsauischen Geist, daß Nichtkonventualen zusammen mit Konventualen
intra muros claustri hausten. Deswegen ging Abt Hildebertus bei der Reformie-
rung des Klosters einen Schritt weiter und verlangte, daß die Klosterknechte ebenfalls
Klosterbrüder werden sollten. Dieser Neuordnung gemäß mußten sie Gelübde
ablegen, die Kutte überziehen, die den Klosterbrüdern vorgeschriebenen Gebetspflichten
erfüllen und in der Klausur wohnen. Somit gehörten sie von jetzt an
zur Klosterfamilie. Bald waren sie die besten und treuesten Arbeitskräfte in Feld
und Hof und beim Kirchenbau.

Es gab aber auch Klosterknechte, die sich mit jener Neuordnung nicht abfinden
wollten, sondern es vorzogen, Laien zu bleiben und womöglich eine Ehe einzugehen
. Solche konnten zwar weiterhin Klosterknechte bleiben, mußten sich aber
alsdann „extra muros claustri", außerhalb der Klostermauern, ansiedeln. So erbauten
sie sich denn um das Kloster herum, vielfach mit dessen Unterstützung, Hütten
oder Häuschen und wurden so die Gründer des Dorfes Schwarzach. Das Dorf
wuchs, und kurz bevor Abt Hildebertus starb (1192), betrug nach einem Visitationsprotokoll
vom Jahre 1791 die „summa parochiarum", die Zahl aller Pfarrkinder
, 1660 Seelen; das war die Einwohnerzahl von Schwarzach, Greffern, Ulm,
Hildmannsfeld, Moos und Unzhurst zusammengenommen.

Wirkung der kluniazensischen Reform auf Klerus und Volk

Daß die kluniazensische Reform von den Klöstern aus ihre Wirkung auf den
Seelsorgeklerus (die „Leutpriester") und auf das Volk nicht verfehlte, ist einleuchtend
. Die Bischöfe erkannten gar bald, daß die Reform nicht bei den Klöstern
haltmachen dürfe, sondern auch bei den Seelsorgepriestern ihrer Diözesen Eingang
finden müsse. Denn sie wußten, daß nur dann, wenn die Leutpriester in ihrer
pastoralen Arbeit und in ihrer Lebensführung sich wieder ganz auf ihr Berufsethos
besannen, ihr gutes Beispiel das Volk mitreißen werde. Die Erwartungen
der Bischöfe trafen ein, und zwar war es auch hier wiederum Abt Wilhelm von
Hirsau, der dazu den ersten Anstoß gegeben hat.

Greifen wir zum geschichtlichen Verständnis dessen um einige Jahrzehnte zurück.
Im Jahre 1059 hatten Graf Adalbert von Calw und seine Gemahlin Wiltrud von
Lothringen, die Schwester des berrühmten Kreuzfahrers Gottfried von Bouillon,
damit begonnen, auf dem rechten Nagoldufer an der Stelle, wo schon um 830 ein
Kirchenbau gestanden hatte, die ältere der beiden noch vorhandenen Hirsauer
Klosterkirchen, die Aureliuskirche, mitsamt Cella (Zelle, in erweitertem Sinne:
kleines Kloster) zu erbauen und 1071 mit feierlicher Weihe zu vollenden. Dabei
hatten sie nicht ahnen können, wie schnell die neue Anlage zu klein werden sollte,
weil die berühmte Abtei alsbald Klosteraspiranten aus allen deutschen Ländern
anzog. Da begann 1082 Abt Wilhelm, auf dem linken Nagoldufer zusätzlich ein
noch großartigeres „Peter- und Paulkloster" mitsamt einer neuen Kirche zu
errichten. Diese neue, umfangreiche Klosteranlage wurde später (1692) von den
Franzosen unter Melac bis auf wenige Teile niedergebrannt; aber die vorhandenen

205


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0207