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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 207
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Selbstverständlich ging auch im Kloster Schwarzach die Durchführung der Reform
nicht reibungslos vonstatten. Besonders für die Klosterknechte, die sich jetzt
extra muros claustri ansiedeln mußten, bedeutete dies eine einschneidende Umstellung
. Bedenkt man, daß schon allein in den Klöstern die Reform verständlicherweise
nicht einfach so mit Begeisterung aufgenommen wurde und daß — wie wir
eben gesehen haben — es Klöster gab, die sogar Widerstand leisteten, so kann
man sich eine Vorstellung davon machen, in welchem Ausmaß die Reform erst
recht bei dem Seelsorgeklerus und gar in der breiten Masse des Volkes anfangs
auf Widerstand stieß!

Schluß

Der Einfluß der Hirsauer Bauschule auf Schwarzach

Auch auf dem Gebiete der Kirchenbaukunst hat Hirsau Hervorragendes geschaffen
, und die baulichen Ideen der Hirsauer Bauschule sind Vorbilder geworden
für viele Kirchenbauten in ganz Deutschland, sogar in der Schweiz und in der
Steiermark. Im Schwarzwald sind es Alpirsbach, Kloster Reichenbach (Klosterreichenbach
) und Sankt Georgen, ferner das ursprüngliche Kloster Zwiefalten
(Schwäbische Alb), Hamersleben (nordöstlich des Harzgebirges) und Paulinzella
(Paulinzelle) in Thüringen. Im mitteldeutschen Gebiet strahlte die Hirsauer Bauschule
aus auf St. Godehard in Hildesheim, Goslar-Neuwerk, den Dom zu Braunschweig
und das märchenhaft schöne Königslutter. Im süddeutschen Raum empfingen
Gengenbach, Schwarzach und Neckarthailfingen ihre baulichen Impulse
von der Hirsauer Bauschule.

Die Abteikirche zu Schwarzach ist das jüngste und letzte Beispiel der Hirsauer
Bauschule. Um 1220 war nämlich ihre Vorgängerin abgebrannt. Uber ihren Fundamenten
hat — wie oben schon richtiggestellt worden ist — Abt Burkardus jenes
Klostermünster errichtet, welches heute noch steht und als Pfarrkirche benutzt
wird.

Da es zu weit führen würde, die baulichen Ubereinstimmungen zwischen Hirsau
und den anderen Schöpfungen der Hirsauer Bauschule, insbesondere Schwarzach,
in allen Einzelheiten zu beschreiben, soll wenigstens auf die wichtigsten eingegangen
werden. An die quadratische Vierung schließt sich östlich ein ebenfalls
quadratisches Presbyterium an (Altarraum mit den Chorstallen), welches von
Seitenschiffen begleitet wird. Sowohl das Presbyterium wie auch die Seitenschiffe
endigen in Apsiden. Infolgedessen sind — und das ist spezifisch hirsauisch — mit
dem chorus minor (Chorplätze für die Novizen und Kandidaten) nicht wie sonst
vier, sondern fünf Arkaden verbunden; daraus resultiert eine Ausgestaltung der
Kirche mit einem Mönchschor und vier Nebenchören. Auch die Schwarzacher Abteikirche
zählte fünf Apsiden, von denen eine — welch eine Verschandelung! — bei
der Kirchenrestauration 1888—1895 dem Bau einer Sakristei weichen mußte.
Wenn nun in den Jahren 1966—1968 die Abteikirche wieder auf ihren ursprünglichen
baulichen Stand, wie er vor ihrer mißglückten Barockisierung bestanden hat,

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