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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 244
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Die Märkte

Für die Murgschiffer war das wichtigste Absatzgebiet die Rheinpfalz mit den
Hauptmarktplätzen Neuenburg, Germersheim, Udenheim, Mannheim, Worms,
Gernsheim, Oppenheim. Das waren für das Murgholz die nächsten Märkte. Es
war daher für die Schifferschaft eine Lebensfrage, diesen Markt nicht zu verlieren.
Als reichrechtlich anerkannte Organisation konnte sie auch übergebietliche Verträge
mit den Territorialfürsten schließen, so also am 25. Januar 1556 mit dem
Kurfürsten der Rheinpfalz auf 40 Jahre. Sie brauchten nur den einfachen Zoll
entrichten, ein Holzfloß galt als zollfrei zur Unterhaltung der Sägmühlen, der
Umfang der Holzzulassung, die Preise sowie die Zeiten der Holzmärkte wurden
festgesetzt. Dadurch war dieses wichtigste Absatzgebiet der Murgschifferschaft
wieder gesichert.

Graf Philipp II. von Eberstein hatte 1562 eine Schuldenlast von 72 000 Gulden
übernommen und wollte sie verringern. Daher verkaufte er 1569 seinen ganzen
Schifferhandel (14 268 Bortschnitte) an die Gesamtschifferschaft für 3500 Gulden
mit dem Vorbehalt, daß er auch künftig sein Holz ohne Unkosten in den Mühlen
sägen dürfte. Die Schifferschaft als Ganzheit konnte nicht sägen und handeln,
daher sie die erworbenen Wälder und Einzelrechte verteilte.

Wirrnis durch einen Straßburger Unternehmer

Da tauchte anfangs der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts ein Straßburger
Holzhändler namens Kugler auf dem Rhein auf, der durch seine skrupellosen
Machenschaften auffiel und die Holzmärkte in Rheindürkheim, Freiheim oder
Gaulsheim in der Pfalz innehatte und sich durch seine Kapitalkraft als Geldverleiher
an kreditbedürftige Schiffer eine Gruppe von sieben hörigen Rheinschiffern
der Grafschaft Eberstein erworben hatte und mit diesen sich vertraglich
verband, dergestalt, daß er als Händler auch das Holz der sieben Murgschiffer
veräußerte. Das war für ihn ein erwünschter Vorwand, auch sein Holz nach Belieben
an allen andern Märkten den Rhein hinunter feilzuhalten, bis er es los hatte.
Das aber waren die ordentlichen Märkte der Murgschiffer, welche die 20 Schiffer
der Ordnungsgruppe beschickten, aber jetzt gegen die Konkurrenz des Kugler zurückfielen
. Es drohte ihnen die Aufkündigung der Geschäftsverbindung mit ihren
Märkten. Die Herrschaft versuchte die Ordnung wieder herzustellen. In dieser
Zeit des Individualismus wiederholten sich die zunächst gebannten Niedergangserscheinungen
aber immer wieder.

Der Markgraf schafft sich das Holzhandelsmonopol

Als nun 1583 wieder nicht alles Holz der Murgschiffer verkauft werden konnte
und so mancher wackere Schiffer in unvermeidliche Schulden versank, änderte auf
Anregung des Markgrafen die Herrschaft grundsätzlich die Verkaufspraxis. Im
Grunde war es eine Frage der Finanzierung. Die Abhängigkeit von fremden
Geldgebern sollte vermieden werden. Die schlechten Erfahrungen, die man mit

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