http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0252
großen Handel auf dem Rhein. Ebenso rief Graf Philipp III. von Eberstein, der
sich auch gerne am Gewinn der Schiffer beteiligen wollte, mehrmals (am 18. April
1598 und am 8. Januar 1599) nach der Abschaffung der Monopolschifferei, zunächst
ohne Erfolg, da Baden-Baden seine finanziell so ergiebige Stellung nicht
gern aufgab.
Mittlerweile hatte sich beim Monopol eine bemerkenswerte Änderung ergeben.
Das Amt des markgräflichen Faktors war das Verhältnis eines Beauftragten, von
dem Kast sich bei gegebener Gelegenheit freimachen wollte. Er wußte nach 1592
die Wirrnis in der Markgrafschaft und die Geldnot der Regierung klug zu nutzen,
um sich 1594 vom Markgrafen Eduard Fortunat unabhängig zu machen. Dieser
übergab ihm den Monopolhandel als vierjährige Pachtung gegen die einmalige
Zahlung von 6000 Gulden. Jetzt war Kast unabhängiger, privater und einziger
Unternehmer, woran sich auch nach der Besetzung der Markgrafschaft 1594 durch
Baden-Durlach nichts änderte. 1598 wurde die Pachtung verlängert.
Um nicht mehr Leibeigener des Grafen zu sein, verlegte er 1600 seinen Wohnsitz
nach Gernsbach und baute dort eins der eigenartigsten bürgerlichen Renaissancehäuser
.
Erst 1602 fiel ein Teil der Beschränkungen für die Schiffer weg. Wieder durften
alle handeln. Ihr Hauptbemühen war, die Unkosten durch die verschiedenen
Landeszölle zu senken. Daher verlängerten sie am 25. Januar 1602 den alten
Holzhandelsvertrag mit Kurpfalz. Der frühere Zollsatz wurde ihnen wieder zugestanden
, aber nur noch ein halbes Floß zollfrei durchgelassen zur Erhaltung
der Sägmühlen.
Am 4. Juli 1607 machten die Schiffer einen Vorstoß gegen ihren Hauptschiffer
mit Vorwürfen, um die eingeführte Entwicklung aufzuhalten und ihn zu Fall zu
bringen, auch 1609 und 1610, doch ohne den erstrebten Erfolg.
Jedoch 1615 starb der allmächtige Jakob Kast. Seine Söhne Philipp und
(Hans) Jakob teilten sich darauf in den Handel. Jakob hatte eine Straßburgerin
geheiratet. Er schenkte später der Stadt Gernsbach seinen stattlichen Bürgerbau zu
einem Rathaus, der heute noch als Erinnerungsstück an die Blütezeit des Kast-
schen Hauses steht und allgemeine Bewunderung erregt. Bald darauf zog Hans
Jakob Kast aber weg nach Straßburg und stieg in den dortigen und den Kinzigtäler
Holzmarkt ein.
Den großen Murgtälerbesitz ihres Vaters hielten die übrigen Kastschen Erben
im wesentlichen zusammen unter dem ältesten Sohn Philipp als Vorträger, der
auch weiterhin als neuer Hauptschiffer den entscheidenden Einfluß auf die Organisation
und die einzelnen Schiffer ausüben konnte. Nur mit den Fürstenschulden
hatten sie ihre liebe Not.
Spätere Sanierungsversuche
Inzwischen war es jedem Schiffer deutlich geworden, daß der große Rheinhandel
ohne eine hinreichende Kapitaldecke nicht die erwarteten Früchte brachte.
Daher taten sich jetzt die sechs geldkräftigsten nach dem Kast zu Betriebsgruppen
250
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0252