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Verschlechterung brachte eine weitere Unsicherheit in das große Geschäft. Die
Teuerung mit ihren Kalkulations- und Dispositionsschwierigkeiten ließ sich nicht
aufhalten. 1625, 1627 und später brachten daher die Lohnforderungen der Knechte
neue Wirrnis unter die Schiffer. Als dann von 1630 an die Kampfhandlungen
selbst unsere Gegend heimsuchten, brach der Schifferhandel zusammen, zumal
auch das Personal sich verlief. Unter diesen Erschütterungen hatten sogar die
Kast schwer zu leiden.
1626 waren die Schiffer zwar über eine endgültige Fassung der „Ordnung"
übereingekommen, die tatsächlich für immer galt, aber wegen der Geldzerrüttung
mußten sie notgedrungen von den Preisfestsetzungen, früher eins der wichtigsten
Hauptstücke, absehen. Jetzt waren doch alle froh um die einheitliche, straffe und
geschickte Leitung durch den Hauptschiffer Philipp Kast. Mit wenig Unterbrechung
blieben die Nachkommen des ehemaligen Monopol-Kast für lange Zeit
in dieser die Genossenschaft lenkenden Stellung. Nach dem Frieden von 1648
verhausierten die Kast immer noch mehr Holz als ihre Mitgenossen. Ihr Aufmerken
zielte allerdings nicht mehr auf die Wiederherstellung ihres Alleinverkaufs
als vielmehr darauf, einen fremden zu verhindern. Inzwischen waren die Sägen
verwahrlost, weil niemand die Schäden ausbesserte; einige verschwanden für
immer. Die Schiffer waren verarmt, da der Handel nach 1630 so langsam eingeschlafen
war.
Indessen kamen wegen Unzugänglichkeit nur selten Kriegssoldaten bis Forbach
hinauf. Die dahinter liegenden Waldungen wurden die Fluchtaufenthalte der
Menschen aus der gesamten Markgrafschaft. Das einzige, was in jenen Tagen dem
Wald entnommen wurde, war Brennholz und ein wenig Bauholz für die Fluchtburgen
. Sonst hatten die Wälder 20 Jahre Schonzeit, was ihren Bestand prächtig
verbesserte, während andernorts fast alles stärkere Holz verschwand.
Herrschaftliche Eingreifsversuche nach dem großen Krieg
Nach 1648 war die Vergangenheit des alles ins Primitive zurückwerfenden
Krieges nur durch zielbewußte, selbstherrliche Regierweise (Absolutismus) zu
bewältigen, welche dem Markgrafen Wilhelm den Versuch nahelegte, das Staatsmonopol
wieder aufleben zu lassen. Von ähnlichem Bemühen war der Herr von
Wolkenstein beseelt. Ihm gelang der Ankauf von Schifferhändeln verstorbener
Genossen. Dadurch selbst Mitglied der Schifferschaft geworden, wollte er von
innen heraus das leitende Hauptschifferamt anstreben und dann für sich immer
einträglicher gestalten. Durch seine gleichzeitig herrscherliche Stellung bedrängte
er einzelne und die Gesamtheit der Schiffer, um sie seinen Wünschen gefügig zu
machen.
Der mächtigere Markgraf dagegen hatte in der Festsetzung höherer Holzzölle
in Steinmauern wie früher so auch jetzt ein erfolgsicheres Mittel, um seinen Plan
(Rückkehr zum Staatsmonopol) voranzutreiben. Gegen beide richtete sich die
entschlossene Abwehr der Schiffer. Leider hatten die Schiffer einen solchen kriegsbedingten
Niedergang erlebt, daß von ihrer ehedem so stolzen, das Murgtal be-
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