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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 258
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übrigen Schiffer nicht zur Beistimmung zu bewegen, aber auch die Herrschaft
winkte ab. Allein derartige Pläne verschwanden nicht mehr aus dem Gespräch.

Der Windecker Lehenwald

Nun lag am nächsten hinter den schifferschaftlichen Kaufwäldern ein 1744 ha
großer Waldraum, der dem Markgrafen gehörte, nach den jahrhundertlangen
Inhabern der Windecker Lehenwald oder kurz Lehenwald genannt, der ein
Zubehörwald zur Rotenfelser herrschaftlichen Sägemühle war. Im 16. Jahrhundert
wurden dessen beide Teile links und rechts der Raumünz in Zinspacht
von Schiffern ausgewertet, 1581 der Wald links der Raumünz in eine Pfandschaft
gegen einmalige Bezahlung der Pfandsumme übergeführt. Diese Waldmasse erwies
sich als am klüftigsten und unzugänglichsten, weil in ihr die Steilstufen der
Buntsandsteinränder in die Täler hinabstürzten. Hier lockte noch in alter Unberührtheit
eine Unmasse uraltes Baumgut. Durch die Pachtung wollten sich die
Schiffer jedoch mehr fremde Konkurrenz fernhalten als vollständig in den Wald
eindringen und ihn ausnützen. Als Fachleute erkannten sie nämlich, daß eine
fachgerechte Ausnützung kostenfressende Anlagen erforderte, worauf sie sich nicht
einlassen wollten. Daher nutzten sie bloß die in der näheren Umgebung der
Bäche liegenden Waldteile, die sie unter die wagnisbereiten Schiffer verteilten.
Die Murgseitenbäche Schwarzenbach und Raumünzach wurden in ihrem Unterlauf
für die Stückholz-Flötzerei hergerichtet (== geöffnet).

Das 17. Jahrhundert mit dem kriegsbedingten Rückgang der laufenden Einnahmen
zwang die Herrschaft, Ausschau zu halten nach ausgleichenden Geldquellen
. Immer noch waren die Schiffer die geldstärksten Wirtschaftsführer in der
Grafschaft. In jener kreditarmen Zeit wurde 1651 die Pachtung des Lehenwaldes
in eine Pfandschaft gegen einmalige Zahlung hoher Summen, im ganzen 5000
Gulden, übergeführt. Seit 1726 wollte die Herrschaft die Pfandsumme zurückgeben
. Aber die Schiffer, die in den langen, kriegerischen Zeiten viel Schäden
an der Rotenfelser Mühle, deren Zubehör der Lehenwald war, erlitten und den
Holzhandel stillegen mußten, hatten bis dahin wenig Nutzen von der Pfandschaft
gehabt und verweigerten daher die Ablösung. Erst 1745 gelang es durch arglistige
Mittelsmänner der Herrschaft, die Anteile der 14 Pfandinhaber auf den Namen
des Schiffers H. J. Ettlinger für 5 798 Gulden 51 Kreuzer aufzukaufen, von dem
sie dann insgeheim dem Markgrafen übereignet wurden. Als die Schiffer schließlich
den Betrug durchschauten, waren sie sehr erbost über diese unlautere Entfremdung
ihres Lehenwaldes, vermochten sie aber nicht mehr rückgängig zu
machen. Seitdem blieb der Lehenwald in der Hand der Landesherrschaft.

Was den Schiffern dadurch entgangen ist, ermißt man erst bei der Erwägung,
daß diese entlegenen Waldungen als unberührte Waldoase stehengeblieben waren,
während die Entwaldung der zugänglicheren Wälder unvorstellbare Ausmaße
erreicht hatte. Das trieb die Holzpreise in die Höhe, was endlich eine gute Rendite
des Pfandwaldes ergeben hätte. Diese noch voll bestockten, hinteren Wälder
boten sich jetzt vorteilhaft an zur Deckung des allgemeinen Holzbedarfs. Die

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